Der Verband medizinischer Fachberufe e.V. mahnt Politiker und Arbeitgeber in einem Offenen Brief, Verantwortung für Gesundheitsschutz zu zeigen. Er sorgt sich um den Gesundheitsschutz und die Zukunft der von ihm vertretenen Berufsangehörigen und besonders der mehr als 600.000 Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachangestellten (MFA und ZFA).
„Deshalb haben wir uns am 31. März 2020 in einem dringenden Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sowie an die Ministerpräsident(inn)en und Gesundheitsminister/innen der Bundesländer gewendet“, erklärt Hannelore König, 1. Vorsitzende im geschäftsführenden Vorstand des Verbands. Im Bewusstsein, dass sich diese Berufsangehörigen den Herausforderungen stellen, das Gesundheitswesen funktionstüchtig und wichtige Versorgungsstrukturen aufrecht zu erhalten, verweist der Verband auf drei aktuelle Probleme. Zum einem betrifft das die Regeln bei relevantem Personalmangel – hier seien die Gesundheitsämter in der Verantwortung, diesen festzustellen und das jeweilige betriebliche Schutzkonzept zu prüfen.
Zweites großes Problem ist und bleibt die Gesundheitsgefährdung durch fehlende Schutzausrüstung (Mund-Nasen-Schutz, Schutzbrille, Handschuhe). Diese betreffe ZFA und MFA gleichermaßen.
Finanzielle Auswirkungen durch Kurzarbeit und Co.
Als drittes Problem macht der Verband medizinischer Fachberufe e.V. auf die finanziellen Auswirkungen aufmerksam. Zitat aus dem Brief „Grundsätzlich begrüßen wir die angelaufenen Maßnahmen, die den erleichterten Zugang zur Kurzarbeit ermöglichen und das Corona-Sozialschutz-Paket, in dem Rettungsmaßnahmen für Arztpraxen verankert sind. Wichtig ist uns allerdings auch, dass die dort verankerten zusätzlichen Mittel auch bei den Medizinischen Fachangestellten ankommen und für besondere Leistungszulagen genutzt werden.“
Kurzarbeit bei ZFA besonders kritisch
Kritisiert wird insbesondere der fehlende Schutz für Zahnarztpraxen: „Wir können allerdings nicht nachvollziehen, warum im Corona-Sozialschutz-Paket die Zahnärzte mit dem zahnärztlichen Versorgungsauftrag nicht berücksichtigt wurden. Dies trifft voraussichtlich 200.000 ZFA bundesweit, die gemäß Entgeltatlas der Agentur für Arbeit durchschnittlich 2.040 Euro brutto im Monat verdienen und damit unterhalb der Niedriglohnschwelle liegen. Wenn eine ZFA im Fall von Kurzarbeit nur 60 Prozent (beziehungsweise 67 Prozent mit Kind) vom Netto-Gehalt erhält, reicht dies nicht für die Grundbedürfnisse, wie Lebensmittel, Miete, etc. Weniger von wenig ist zu wenig zum Überleben und bereitet vielen ZFA schlaflose Nächte und Existenzängste“, heißt es im Brief.
Häufig Kündigung statt Kurzarbeit
Man beobachte zudem, dass einige Arbeitgeber unserer Mitglieder das Beschäftigungsverhältnis kündigen oder sie bezüglich der Kurzarbeit unter Druck setzen. Offensichtlich scheuten manche Praxisinhaber den zusätzlichen Aufwand und wählten die Kündigung. „Wir betrachten dies mit großer Sorge, denn unsere Mitglieder sind überwiegend Frauen – auch alleinerziehend – und leiden unter Existenzängsten. Bei weiteren Rettungsmaßnahmen sollte daher über eine Entgeltersatzleistung nachgedacht werden, die Lohnausfälle besonders in systemrelevanten, aber gering bezahlten Berufen ausgleicht. Außerdem sollten Zulagen für diese Berufe nicht nur steuerfrei sein, sondern es sollte sichergestellt werden, dass sie flächendeckend bei den systemrelevanten Berufen ankommen“, heißt es im Brief.
Der vollständige Text des Briefes kann auf der Internetseite des Verbands medizinischer Fachberufe abgerufen werden.
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