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Ärzte, Zahnärzte und Apotheker, aber auch die Industrie positionieren sich

Die Telematik im Gesundheitswesen ausbauen – darauf haben sich die Unterhändler für die nächste GroKo schnell einigen können. So soll die elektronische Patientenakte (ePA) vorangetrieben und bis zum Ende der Legislaturperiode, also 2021, eingeführt werden. Auch weitere Telematikanwendungen sollen diskutiert werden, dafür müsste allerdings unter anderem erst das Fernbehandlungsverbot fallen.

Mit dem Fernbehandlungsverbot soll sich der Deutsche Ärztetag Anfang Mai 2018 in Erfurt befassen. Die Bundesärztekammer hat das Thema aktuell auf die Agenda gesetzt. Der Vorstand will den Delegierten vorschlagen, das Fernbehandlungsverbot zumindest zu lockern.

Letter of Intent zur Digitalisierung

Sowohl Ärzte, Zahnärzte und Apotheker als auch die Industrie haben sich zudem vor den Koalitionsgesprächen mit eigenen Positionspapieren zu Wort gemeldet. So unterzeichneten die obersten Kassenärzte, Kassenzahnärzte und Apotheker Mitte Januar 2018 einen „Letter of Intent zur Entwicklung und Umsetzung einer gemeinsamen digitalen Agenda“. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreite unaufhaltsam voran, heißt es. „Ärzte, Apotheker und Zahnärzte wollen diesen Prozess gemeinsam gestalten und dabei die Chancen neuer Technologien für Patienten und Heilberufe so gewinnbringend wie möglich nutzen. Zu diesem Ziel haben sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände sowie auch die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) ausdrücklich bekannt“. Die Unterzeichner sehen sich dabei ganz klar als Gestalter: Man beabsichtige, „gemeinsam die Digitalisierung im Gesundheitswesen sinnvoll und im heilberuflichen Interesse voranzutreiben. Wo es sich anbietet, sollen Ressourcen hierzu gebündelt werden“, heißt es im Papier.


Friedemann Schmidt (Präsident der ABDA), Dr. Andreas Gassen (Vorsitzender des Vorstandes der KBV) und Dr. Wolfgang Eßer (Vorsitzender des Vorstandes der KZBV) unterzeichneten einen "Letter of Intent" zur Digitalisierung im Gesundheitswesen. Foto: Violetta Odenthal

KBV, ABDA und KZBV fordern unter anderem die kontinuierliche Weiterentwicklung der Regelungen zum Datenschutz, den Ausbau der sicheren elektronischen Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den so genannten Leistungserbringern sowie einheitliche Standards und Schnittstellen für die elektronische Patientenakte.

Konsistente E-Health-Architektur schaffen

Der KZBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Wolfgang Eßer betonte die Eckpunkte der Digitalisierung aus Sicht der Unterzeichner: „Um die vielfältigen Chancen der Digitalisierung bestmöglich zu nutzen, müssen sinnvolle und zweckmäßige Technologieanwendungen geschaffen und im Sinne von Patienten und Heilberufen zeitnah umgesetzt werden. Datensouveränität, Datenschutz und Datensicherheit müssen dabei höchsten Ansprüchen genügen und für alle Beteiligten jederzeit gewährleistet sein. Gemeinsam mit Ärzten und Apothekern wird sich die Vertragszahnärzteschaft aktiv in die Ausgestaltung der digitalen Zukunft des Gesundheitswesens einbringen.“

Für den KBV-Vorstandsvorsitzenden Dr. Andreas Gassen ist die digitale Vernetzung aller Akteure im Gesundheitswesen eine der zentralen Herausforderungen in den nächsten Jahren. „Gemeinsam mit der Politik müssen wir eine übergreifende E-Health-Strategie für die Gesundheitsversorgung entwickeln. Wir freuen uns, dass sich nun auch die Zahnärzte unserer Absichtserklärung zu einer digitalen Agenda angeschlossen haben“, so Gassen

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt meinte, es sei die beste Voraussetzung für eine konsistente E-Health-Architektur, wenn die in der ambulanten Versorgung tätigen Heilberufe ein gemeinsames Verständnis der Ziele und Herausforderungen der Digitalisierung formulieren. „Ohne eine Architektur mit klaren Kommunikationsstrukturen unter den Akteuren ist auch eine sichere Arzneimitteltherapie auf lange Sicht nicht denkbar. Der Beitritt der KZBV zum Letter of Intent ist daher ebenso erfreulich wie konsequent.“

BDI gründet eigene Industrie-Initiative

Dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) geht die Digitalisierung im Gesundheitswesen nicht schnell genug voran. Deutschland drohe auch hier von der internationalen Entwicklung abgehängt zu werden, so der BDI. Ende Januar 2018 gründete er daher gemeinsam mit den im BDI-Ausschuss für industrielle Gesundheitswirtschaft engagierten Unternehmen und Mitgliedsverbände die „BDI-Initiative Gesundheit digital“.

Digitale Technologien im Gesundheitssystem ermöglichten eine bessere und effizientere medizinische Versorgung. Der Zugang zu innovativen Gesundheitsleistungen könneflächendeckender, einfacher und zukunftssicher ausgestaltet werden, heißt es. Die BDI-Initiative Gesundheit digital wolle Wege dazu aufzeigen und bündele branchenübergreifend die Expertise der deutschen industriellen Gesundheitswirtschaft. Aktuell arbeitet die Initiative laut eigenen Informationen in drei Themenclustern an branchenübergreifenden Beispielen, Konzepten und Maßnahmen für digitale Lösungen im Gesundheitswesen:

Im Themencluster „Digitale Potentiale im Gesundheitswesen“ beschäftigen sich Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft mit bestehenden und künftigen Digitalisierungslösungen im Gesundheitsbereich. Sie werden zu Gesamtkonzepten vernetzt und deren Vor- und Nachteile für das deutsche Gesundheitssystem systematisch erhoben.

Im Themencluster „Plattform Gesundheit digital“ geht es darum, einen systematischen Austausch und eine Abstimmung zu den Aktivitäten, Positionen und Interessen der unterschiedlichen Akteure der deutschen Gesundheitswirtschaft zu organisieren.

Im Themencluster „Strategie, Prozesse & Kommunikation“ wird fortlaufend die Kommunikationsstrategie für die Initiative entwickelt. Auch der Aufbau, die Evaluierung und die Weiterentwicklung der internen Arbeitsprozesse erfolgen hier.

Titelbild: Shutterstock/fotodesignart
Politik Telematikinfrastruktur

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