Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) sieht sich durch die aktuellen Zahlen zu den Finanzergebnissen der Krankenkassen in ihrer Analyse bestätigt und erneuert ihre Forderungen, mehr in die Prävention und in die ambulanten Strukturen zu investieren, um das Gesundheitssystem zukunftsfest aufzustellen. Dazu gelte es zudem, die Expertise der zahnärztlichen Selbstverwaltung zu nutzen, so die KZBV in ihrem aktuellen Statement.
Die vorläufigen Finanzergebnisse der gesetzlichen Krankenkassen für 2024 stellten erneut unter Beweis, dass von der zahnärztlichen Versorgung kein Kostenrisiko ausgeht. „Ganz im Gegenteil: Während das Gesundheitssystem vor großen strukturellen und finanziellen Herausforderungen steht, zeigt der zahnärztliche Bereich, dass eine klare Präventionsausrichtung nicht nur Gesundheit verbessert, sondern auch die GKV-Finanzierung nachhaltig sichern kann“, heißt es. Für das Jahr 2024, in dem noch die Ausgabendeckelung durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz für weite Bereiche der vertragszahnärztlichen Leistungen galt, verzeichnet das Bundesministerium für Gesundheit eine moderate Ausgabensteigerung (die Aufwendungen für zahnärztliche Behandlungen stiegen gegenüber dem 4. Quartal 2023 um +3,1 Prozent/+418 Millionen Euro, bei Zahnersatz +3,8 Prozent/+151 Millionen Euro.
Hierzu stellt Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), anlässlich der in dieser Woche beginnenden Koalitionsverhandlungen klar: „Es ist einzig und allein der konsequenten Präventionsausrichtung in der zahnmedizinischen Versorgung zu verdanken, dass der Anteil an den Gesamtausgaben für die vertragszahnärztliche Versorgung aktuell nur noch bei 5,8 Prozent liegt. Das bedeutet, dass es gerade nicht die Folge einer vollkommen ungezielten und an der Versorgungsrealität vorbeigehenden Kostendämpfungsmaßnahme einer gescheiterten Ampelregierung wie der für 2023 und 2024 gesetzlich verankerten Wiedereinführung der strikten Budgetierung ist.“
Zahnarztpraxen versorgen mehr Patienten mit besseren Leistungen
Grundsätzlich unerwähnt bleibe bei der Veröffentlichung der Finanzergebnisse zudem, dass die Zahnarztpraxen sowohl von Jahr zu Jahr immer mehr gesetzlich Versicherte versorgen als auch der Leistungskatalog zielgerichtet und wissenschaftlich untermauert weiter präventionsorientiert erweitert wurde, um die Mund- und Allgemeingesundheit der Bevölkerung zunehmend verbessern zu können, so Hendges. Hingegen böten aber die von der Politik zuletzt geschaffenen Rahmenbedingungen weder Planungssicherheiten für den Erhalt der so wichtigen flächendeckenden und wohnortnahen Versorgung, noch lassen sie Maßnahmen zum Bürokratieabbau erkennen. „Kurzsichtige Kostendämpfungsmaßnahmen gefährden nicht nur stark die Bekämpfung der großen Volkskrankheit Parodontitis und damit unsere Präventionsbemühungen, sondern auch die Sicherstellung der Versorgung auf Dauer - vor allem in der Fläche und strukturschwachen Bereichen“, unterstreicht der KZBV-Vorstandsvorsitzende.
Niederlassungswilligen nicht weiter Steine in den Weg legen
Der demografische Wandel komme auch in der Zahnärzteschaft an und stelle sie neben dem hohen Fachkräftemangel schon alleine vor die große Herausforderung, die Versorgung in der Fläche auch zukünftig sicherstellen zu können. „Es ist nun Aufgabe der Politik, jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten, die sich niederlassen wollen, keine Steine mehr in den Weg zu legen, sondern gerade in strukturschwachen und ländlichen Regionen in Infrastruktur zu investieren und positive Anreize für die Niederlassung zu schaffen“, so Hendges weiter.
Andernfalls verkenne die Politik nicht nur den Stellenwert der zahnmedizinischen Versorgung und die Zusammenhänge von Mund- und Allgemeingesundheit, sondern nehme billigend in Kauf, dass sich die Versorgung verschlechtert und Kosten steigen, weil Erkrankungen wie vor allem die Parodontitis nicht frühzeitig oder bedarfsgerecht behandelt werden können und damit hohe Kosten durch Folgeschäden im zahnärztlichen, aber insbesondere auch im allgemeinmedizinischen Bereich entstehen.
Mehr Prävention und Kurswechsel nicht nur im stationären Bereich
Wenn man seitens der Politik die große Bedeutung der Prävention immer wieder hervorhebt, aber wie zuletzt Finanzmittel für präventive Leistungen wie im Bereich der neuen Parodontitisbehandlungsstrecke der Versorgung entzieht, macht das deutlich, wie wichtig ein Kurswechsel in der Gesundheitspolitik jetzt ist. Insofern dürfe hier „nicht nur der stationäre Bereich seitens einer zukünftigen Bundesregierung in den Blick genommen werden, wenn es um Investitionen und Anreize geht. Vielmehr müssen endlich wieder verlässliche Rahmenbedingungen für die freiberuflich und selbstständig tätigen Zahnärztinnen und Zahnärzte geschaffen werden.“
„Der zahnärztliche Bereich ist letztendlich das Paradebeispiel für den Erfolg von Prävention und Versorgungskonzepten, die aus dem Berufsstand und der Wissenschaft kommen. Gerne bieten wir unsere Expertise aus der Selbstverwaltung der neuen Bundesregierung an, wenn es um die Aufgabe geht, die zahnmedizinische Versorgung zukunftsfest zu machen“, betont Hendges.