Fehlende finanzielle Mittel, enorme Bürokratielasten und obendrein Sanktionen bei bestehenden und geplanten Gesetzesvorhaben: Die Vertreter der Zahnärzteschaft in den Parlamenten der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KZVWL) und der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe (ZÄKWL) sehen bei der derzeitigen Ausrichtung der Gesundheitspolitik schwarz für die zahnmedizinische Behandlung der Patientinnen und Patienten.
Einheitlich votierten die Delegierten der Vertreter- und Delegiertenversammlungen der hiesigen zahnärztlichen Körperschaften dafür, die drastischen Beschränkungen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes wieder aufzuheben. Dieses Gesetz kürzt die finanziellen Mittel für die präventionsorientierte Therapie der Volkskrankheit Parodontitis und gefährdet damit den Präventionserfolg in Sachen Zahngesundheit der Bevölkerung der letzten Jahrzehnte.
Finanzierung des Gesundheitswesens auf die Praxen abgeladen
Dr. Holger Seib, Vorstandsvorsitzender der KZVWL: „Nach wie vor werden Probleme in der Finanzierung des Gesundheitswesens aus nicht nachvollziehbaren, rein ideologischen Gründen bei uns Zahnärzten abgeladen. Das, was Gesundheitspolitik eigentlich auf dem Schirm haben sollte, nämlich das Wohl der Patienten und die Schaffung einer Grundlage für eine gute und flächendeckende Versorgung, wird von den Verantwortlichen in einer bisher nicht gekannten Verantwortungslosigkeit völlig außen vorgelassen. Eine derartige Gesundheitspolitik geht an unseren Patienten und unseren Praxen vorbei und das lehnen wir ab.“
Mittel für die attraktive Vergütung der Mitarbeitenden
Und nicht nur das. Gekürzte Mittel wirkten sich ebenfalls auf die flächendeckende Versorgung mit zahnmedizinischen Leistungen aus. Niederlassungen würden für Zahnärztinnen und Zahnärzte durch mangelnde stabile Rahmenbedingungen immer unattraktiver. „Zudem braucht eine nachhaltige und flächendeckende Versorgung auch qualifizierte Fachkräfte. Daher sind zusätzliche finanzielle Mittel für eine attraktive Vergütung der Mitarbeitenden dringend erforderlich, die Personalkosten stellen mit Abstand bereits jetzt den größten Faktor bei den Kosten in den Praxen dar“, so Seib.
Bürokratie kostet rund 24 Stunden pro Woche
Jost Rieckesmann, Präsident der ZÄKWL: „Damit eine Zahnarztpraxis funktioniert, müssen finanzielle Mittel in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen. Außerdem darf eine stets und ständig zunehmende Bürokratie dem nicht im Wege stehen. Wir Zahnärztinnen und Zahnärzte wollen und müssen unsere Patienten behandeln und nicht jeden Tag Effizienz und Zeit verlieren. Nur so kann die bewährte und wohnortnahe Versorgung sichergestellt werden. Die gesamte Bürokratielast kostet uns bereits ca. 24 Stunden pro Woche. Das ist eindeutig zu viel und nimmt auch für nachfolgende Generationen Dimensionen an, die nicht länger vertretbar sind. Und das bei striktem finanziellen Budget.“