Der Merkur titelte „Tödliche Krebs-Erkrankungen: Dramatischer Anstieg der Todesfälle bei Männern erwartet“. Statista meldet in einer Grafik mit dem Titel „Prognostizierte Anzahl von Krebstodesfällen weltweit im Zeitraum von 2022 bis 2050“ ähnliche Zahlen.
Hintergrund dieser Studie ist ein in der internationalen Fachzeitschrift Cancer erschienener Artikel zur Verbreitung von 30 verschiedenen Krebsarten in 2022 in 185 Ländern beziehungsweise Regionen. Das Autorenteam hat hierzu Daten des „Global Cancer Observatory“ der „International Agency for Research on Cancer“ ausgewertet.
Interessante Einblicke – Schlussfolgerung problematisch
Der Vergleich dieser Daten über verschiedene Ländergruppen unterschiedlichen Entwicklungsstands liefert durchaus sehr interessante Einblicke. Problematisch an der Studie ist der zweite Analyseschritt, auf dessen Ergebnisse sich die obigen Meldungen beziehen. In diesem zweiten Schritt nehmen die Autoren an, dass die für das Jahr 2022 ermittelten Raten konstant bleiben, und verwenden altersspezifische Bevölkerungsprojektionen, um die im ersten Schritt für das Jahr 2022 ermittelten länder- und altersspezifischen Krebsinzidenz- und Krebsmortalitätsraten bis zum Jahr 2050 fortzuschreiben.
Eigentlich eine gute Nachricht
Damit zeigt das Autorenteam letztendlich nur, dass die Lebenserwartung weltweit ansteigt, also immer mehr Menschen in die Altersgruppe 65+ hineinwachsen. Wie die Autorinnen und Autoren nicht zuletzt in ihrem ersten Analyseschritt herausarbeiten, steigt die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken und an Krebs zu sterben jedoch insbesondere mit zunehmendem Alter.
Fazit: Die Nachricht, dass die weltweite Krebssterblichkeit bei Männern bis 2050 stark ansteigt, ist eigentlich eine gute Nachricht: Weltweit steigt die Lebenserwartung. Leider geht diese gute Nachricht aber mit einer schlechten Nachricht einher: Kommt es zu keinen erheblichen medizinischen Fortschritten, steigt auch die Anzahl der weltweiten Krebserkrankungen. Vor diesem Hintergrund wagt Unstatistik hier einmal eine weitere Prognose: Bis 2050 wird die Anzahl der an Demenz verstorbenen Menschen stark ansteigen. Denn Demenz ist eine weitere altersbedingte Krankheit.
Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer, die STAT-UP-Gründerin Katharina Schüller und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen.