0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1382 Aufrufe

Diskussionsforum beim Deutschen Ärztetag zum Thema „Die Macht des Geldes über ärztliche Entscheidungen“

Diskutierten beim Deutschen Ärztetag über den wirtschaftlichen Druck in Klinik und Praxis (von links): Lara Serowinski, Dr. Ellen Lundershausen, Eleonore Zergiebel und Pedram Emami.

(c) Video: Deutsches Ärzteblatt/Screenshot Quintessence News

Für junge Ärztinnen und Ärzte ist die Konfrontation mit der Realität der medizinischen Versorgung oft ein „Realitätsschock“. Nicht nur die hohe Arbeitsbelastung auch durch Aufgaben, die nichts mit der direkten Patientenversorgung und ärztlichem Handeln zum Wohle der Patienten zu tun haben, und der Personalmangel in den Kliniken ist aus ihrer Sicht kritisch. Auch das Beeinflussen des ärztlichen Handelns durch die betriebswirtschaftliche Nutzenoptimierung in den Kliniken und großen Praxisstrukturen – nicht zuletzt durch Investoren und ihr Renditeinteresse – belastet sie.

Das wurde in den Statements und Diskussionen beim „Dialogforum Junger Ärztinnen und Ärzte“ zum Thema „Die Macht des Geldes über ärztliche Entscheidungen“ im Vorfeld des Deutschen Ärztetags in Bremen am 23. Mai 2022 deutlich. Vor allem die jungen Ärztinnen und Ärzte aus Klinik und Praxis übten Kritik an der immer noch üblichen Praxis mit unbezahlten Überstunden und am Druck der Krankenhausbetreiber auf Ärzteschaft und Personal, so die beiden Vertreter des „Bunten Kittels“, die alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen auffordern, sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen.

Ob Reformen im bestehenden System erfolgreich möglich seien oder doch eine „Revolution“ nötig sei, blieb dabei offen. Klar wurde aber, dass immer mehr junge Ärztinnen und Ärzte den Druck – vor allem den ökonomischen – auf ihre Berufsausübung und das Arzt-Patienten-Verhältnis nicht mehr ohne Kritik und Diskussion hinnehmen wollen.

Weg in die Praxis – ins Angestelltenverhältnis

Für viele ist der Wechsel aus der Klinik in die Praxis eine Fluchtmöglichkeit aus dem Dauerdruck. Allerdings gehen dann die meisten doch wieder in ein Angestelltenverhältnis und erleben gerade in großen Strukturen ähnlichen wirtschaftlichen Druck auf ihr ärztliches Handeln. Durch die bewusste Entscheidung für die Selbstständigkeit und die passende Berufsausübungsform könne man aber viele Faktoren positiv beeinflussen, berichtete die junge Ärztin Lara Serowinski von ihren Erfahrungen mit der Niederlassung in einer Gemeinschaftspraxis. Natürlich müsse auch sie die Praxisabläufe optimieren, aber dies geschehe in erster Linie, um mehr Zeit für die Patienten zu schaffen.

Persönlicher Druck durch die Patientenversorgung

Dem persönlichen Druck durch die Patientenversorgung könnte man sich als Arzt kaum entziehen, dies sei ein Kern des Berufs, so die thüringische Ärztekammerpräsidentin und Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, Dr. Ellen Lundershausen. Was die Einflussnahme von Drittinteressen – Krankenhausträgern, privaten Investoren in Kliniken und MVZ – angehe, liege es nicht im Handlungsspielraum der Ärzteschaft, diese zu beeinflussen und zu regulieren. Hier sei die Politik am Zug, um zum Beispiel die Gründungsvoraussetzungen für Investoren-MVZ strenger zu fassen.

„Ärzte Codex“ als Orientierung

Wie mit dem wirtschaftlichen Druck umgehen? Hier könnte der Ärzte-Codex eine Vorbildwirkung haben. Ihm haben sich rund 40 Organisationen angeschlossen, auch die Bundesärztekammer und viele Fachgesellschaften. „Wir treffen keine ärztlichen Entscheidungen und werden keine medizinischen Maßnahmen durchführen und solche Leistungen weglassen, welche aufgrund wirtschaftlicher Zielvorgaben und Überlegungen das Patientenwohl verletzen und dem Patienten Schaden zufügen könnten“, heißt es in dem Codex unter anderem.

„Wir werden unsere ärztliche Heilkunst ausüben, ohne uns von wirtschaftlichem Druck, finanziellen Anreizsystemen oder ökonomischen Drohungen dazu bewegen zu lassen, uns von unserer Berufsethik und den Geboten der Menschlichkeit abzuwenden.“

Wirtschaftlicher Druck politisch gewollt

Es sei aber politisch gewollt, dass sich die Wirtschaftlichkeit in das Arzt-Patienten-Verhältnis dränge, so Eleonore Zergiebel aus Nordrhein. Nur das Abschaffen der Fallpauschalen/DRG sei im ärztlichen Bereich eine Lösung für diesen wirtschaftlichen Druck.

Eigene Positionierung der Ärzte wichtig

Ob sich etwas an diesen Problemen ändern werde, hänge aber auch von den Ärztinnen und Ärzten selbst ab. Diese müssten ihre ärztliche Selbstständigkeit wahren und fördern und Flagge zeigen. Eben auch sagen: „So möchte ich nicht mit meinen Patienten umgehen“, so Lundershausen.

Die Aufzeichnung der mehrstündigen Veranstaltung und Statements von Teilnehmern sind auf der Homepage der Bundesärztekammer eingestellt. Einen ausführlichen Bericht mit eingeklinkten Videos gibt es beim Deutschen Ärzteblatt.

 

 

med.dent.magazin Politik

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
22. Aug. 2024

Kurz und knapp

Kurznachrichten und Informationen aus der (dentalen) Welt – August 2024
20. Aug. 2024

Mit Travel Grants zur DGI nach Dresden

Osteology Foundation und DGI fördern junge Forschende: Jetzt Abstracts einreichen, Travel Grants und kostenfreien Kongresszugang sichern
15. Aug. 2024

Immer mehr gewalttätige Patienten in den Praxen

KBV-Vorstand fordert, Arztpraxen in neues Gesetz aufzunehmen – Justizminister will prüfen
8. Aug. 2024

Adhäsivtechnik: „Gott gebe, dass es klebe?“

„Der Erfolg der direkten Füllungstherapie mit Kompositmaterialien ist primär ein Verdienst der Adhäsive“ – neue Ausgabe „Experten Hearings – zu Gast bei Quintessence Publishing“
5. Aug. 2024

Promotionsstudentin der Greifswalder Kinderzahnheilkunde gewinnt Nachwuchspreis

Studie zur Behandlung von Zahnzwischenraumkaries mit Silberdiaminfluorid ausgezeichnet
2. Aug. 2024

Digitale Zahnmedizin in persönlicher und entspannter Atmosphäre erleben

Planmeca European Roadshow macht mit dem Showtruck Halt in fünf deutschen Städten – Termine im September
1. Aug. 2024

„Wenn es echtes Miteinander auf Augenhöhe gibt, ist das unglaublich befreiend“

Dr. Susanne Woitzik bei Dental Minds #17: Zufriedene Teams – das Personal stärkengerecht einsetzen
1. Aug. 2024

„Ein komplexes klinisches Szenario“

Schwerpunktausgabe Implantologie 2/24 widmet sich der Implantatversorgung und alternativen Therapieoptionen bei Stadium-IV-Parodontitis