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Spezifikationen sollen Anfang September bereitstehen – Zahnärzte in Westfalen-Lippe starten Anwendung

Auch mit der elektronischen Gesundheitskarte sollen künftig E-Rezepte eingelöst werden.

(c) Gematik GmbH

Für das Einlösen eines elektronischen Rezepts wird es eine weitere sichere Option geben: Künftig sollen Patientinnen und Patienten auch mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte (eGK) E-Rezepte für verschreibungspflichtige Arzneimittel einlösen können. Das hat die Gesellschafterversammlung der Gematik am 29. August 2022 beschlossen.

Kurz vor dem Rollout des E-Rezepts am 1. September 2022 in den Regionen Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe, an dem auch Zahnarztpraxen beteiligt sein werden, gab es Kritik am Stand des Verfahrens. Die Kassenärzte in Schleswig-Holstein machten sogar wegen Datenschutzbedenken einen Rückzieher (Quintessence News berichtete).

Ein wichtiger Kritikpunkt der Ärzte- und auch der Zahnärzteschaft: Patienten wissen zu wenig über das E-Rezept, die E-Rezept-App kann wegen der nötigen Voraussetzungen (NFC-fähiges Smartphone, eGK mit NFC-Chip, die auch noch mit einer Pin freigeschaltet werden muss) nur von wenigen Versicherten genutzt werden, der Versand des Token (QR-Code) per SMS oder E-Mail ist nicht möglich, der Ausdruck auf Papier ist aufwendig und für eine digitale Anwendung anachronistisch. Von Ärzten und Zahnärzten wurden daher vehement weitere digitale Authentifizierungsverfahren gefordert, vor allem der Einsatz der eGK.

KZVWL fordert echte Umsetzung des E-Rezepts

Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe informiert mit einer eigenen Meldung über den Rollout bei den Zahnärzten und bietet dazu auch weitere Informationen an. Mit dem Rollout des E-Rezeptes in Westfalen-Lippe soll das E-Rezept nun in eine Routine überführt und von möglichst vielen (Zahn-)Arztpraxen genutzt werden, um schnellstmöglich einen flächendeckenden Einsatz des E-Rezeptes zu erreichen.

Michael Evelt, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KZVWL, dazu: „Das E-Rezept wird über die Praxisverwaltungssoftware erstellt und dann sicher über die Telematikinfrastruktur an den entsprechenden Fachdienst weitergeleitet. Patientinnen und Patienten können aktuell das E-Rezept über die E-Rezept-App der Gematik oder auf Wunsch als Papierausdruck mit Tokencode zur Einlösung in der Apotheke bekommen. Selbstverständlich unterstützen wir digitale Projekte zur Verbesserung der Patientenversorgung und motivieren unsere Mitglieder zur zeitnahen Einbindung des E-Rezeptes in den Praxen. Allerdings erwarten wir auch von Gematik und BMG zeitnah eine echte und flächendeckende digitale Umsetzung des E-Rezeptes; das heißt, Patientinnen und Patienten müssen auch ihre jetzige elektronische Gesundheitskarte nutzen können, um ein elektronisches Rezept in der Apotheke einlösen zu können.“

eGK-Spezifikationen sollen im September vorliegen

Mit der E-Rezept-App und dem Papierausdruck des Rezeptcodes gibt es derzeit zwei Einlösewege für ein E-Rezept. Nun also soll die eGK dazukommen. Die Veröffentlichung der Spezifikation für die eGK-Lösung des E-Rezepts werde voraussichtlich Anfang September im Fachportal der Gematik bereitgestellt, und es werde daran gearbeitet, dass die Funktion so bald wie möglich zur Verfügung stehen kann, so die Gematik: „Eine komfortable und praxistaugliche Lösung für Versand- und Onlineapotheken und deren Kunden wird derzeit eruiert.“ Kritiker hatten immer wieder darauf hingewiesen, dass vor allem diese Apotheken vom E-Rezept profitieren würden und dies zulasten der wohnortnahen Versorgung der Menschen durch Apotheken vor Ort mit einem breiten Spektrum von Pharmazeutika und weiteren Dienstleistungen, vor allem aber der kompetenten Beratungen etc. gehe.

Gematik betont Vorteile des E-Rezepts

Die Gematik betont erneut die Vorteile des E-Rezepts: „Patienten müssen für ein Folgerezept nicht mehr in die Praxis. Bei Videosprechstunden erleichtert es die Prozesse, weil nichts mehr auf Papier per Post geschickt werden muss. Das E-Rezept entlastet das Praxispersonal, ist sicher und bei der Einlösung per App oder eGK ein papierloses und nachhaltiges Verfahren.“

Komplett digitaler Weg mit der App noch kaum nutzbar

Die E-Rezept-App biete mit einem „durch und durch“ digitalen Weg zahlreiche Mehrwerte bei der Nutzung des E-Rezepts: etwa die Apothekensuche und das Zuweisen des E-Rezepts an eine Apotheke, ohne zuvor dafür dorthin gehen zu müssen, oder auch die Familienfunktion, also das Einlösen eines E-Rezepts für Angehörige. Die App heißt „Das E-Rezept“, ist kostenlos in allen gängigen Stores verfügbar und wurde laut Gematik bisher 320.000 mal heruntergeladen.

Um die App nutzen zu können, wird ein NFC-fähiges Smartphone (also ein Smartphone, mit dem man auch bezahlen kann) und eine NFC-fähige eGK mit einer PIN benötigt. Diese muss zudem von der Krankenkasse freigeschaltet werden. Zuletzt haben Lieferengpässe bei Chips und Halbleitern dazu geführt, dass es keine eGK mit NFC-Chips gibt und die Krankenkassen ihre Versicherten nicht damit ausstatten können. Auch hatte die Gematik ein Videoident-Verfahren wieder gestoppt, das einige Kassen seit Juni 2022 für die Authentifizierung der Versicherten und das Freischalten der eGK genutzt hatte.

Quelle: Quintessence News Telematikinfrastruktur Praxisführung Politik

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