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Amalgamersatz: indikationsbezogener Einsatz erforderlich
Hochvisköse Glasionomerzemente, GIZ-Komposit-Hybrid-Materialien oder Alkasite – aktueller Stand zu selbstadhäsiven plastischen Füllungsmaterialien
(c) Schwendicke
Als Ersatz für das ab 1. Januar 2025 nur noch in Ausnahmefällen als Füllungsmaterial mögliche Amalgam sind mit dem Beschluss des Bewertungsausschusses für die gesetzlich versicherten Patientinnen und Patienten als zuzahlungsfreie Alternative selbstadhäsive Materialien vorgesehen. In bestimmten Fällen können auch Bulk-Fill-Materialien eingesetzt werden.
Einen Überblick über die Studienlage zu den selbstadhäsiven plastischen Füllungsmaterialien haben Prof. Roland Frankenberger, Prof. Reinhard Hickel, Prof. Gottfried Schmalz, Prof. Falk Schwendicke und Prof. Diana Wolff für die „Quintessenz Zahnmedizin“ 9/24 (Amalgamersatz) zusammengestellt. Die Autoren haben dazu die Entwicklung des Füllungsgeschehens in den vergangenen Jahren beleuchtet. „Die Prävention der Primärkaries ist in der Bundesrepublik Deutschland sehr erfolgreich, 50 Prozent weniger direkte Restaurationen in 30 Jahren sind ein großer Erfolg“, heißt es.
Zugleich habe ein Paradigmenwechsel weg von den klassischen Black-Präparationsregeln und hin zu substanzschonendem und minimalinvasivem Vorgehen stattgefunden. „Es gibt vor dem Hintergrund des Amalgamverbots aktuell mehrere neue und vielversprechende selbstadhäsive Materialien und Materialgruppen auf dem Markt. Die klinische Datenlage ist allerdings extrem unterschiedlich“, so das Fazit.
Nicht ein Material als umfassender Ersatz
Die Indikation für direkte Seitenzahnrestaurationen hänge heute nicht nur von der Kavitätengröße ab, sondern von zahlreichen anderen Faktoren wie Compliance (vulnerable Gruppen), Kariesrisiko, Parafunktionen/Bruxismus etc. Das bedeutet, dass nicht ein Material Amalgam ersetzen wird, sondern dass der Einsatz von Alternativmaterialien indikationsbezogen erfolgen muss, so die Autoren.
Untersucht wurden die präklinischen Daten und der Optimierungspotenziale für klassische Glasionomerzemente (GIZ), kunststoff-modifizierte GIZ, die sogenannten Glascarbomere, GIZ-Komposit-Hybride, selbstadhäsive Komposite (SAK) und Alkasite. Vorteilhaft bei alle GIZ-basierten Materialien sei die Freisetzung von Fluoridionen.
Für die klinischen Daten wird zu GIZ auf den Beitrag von Prof. Falk Schwendicke im selben Heft verwiesen. Bei den neuen Materialgruppen gibt es noch wenige klinische Daten, Studien laufen in der Regel noch. Für das GIZ-Komposit-Hybridmaterial Surefil (aktuell nicht verfügbar) seien positive Drei-Jahres-Daten vorhanden. Ein weiteres Material zeigt bereits positive Fünf-Jahres-Daten, wurde aber vom Hersteller noch nicht auf den Markt gebracht. Für die neue Gruppe der Alkasite, die vom älteren Cention N und dem um einen Primer optimierten Cention Forte besetzt wird, liegen vor allem für das Forte sehr gute Drei-Jahres-Daten vor („mit Amalgam vergleichbar“), so die Autoren. Allerdings verweisen sie auch auf Probleme mit den Studiendesigns und den angelegten Kriterien. Die Autoren beschreiben daher ausführlich besondere Risikolagen (Patienten mit viel Karieserfahrung, Kinder und Patienten mit Handicap/Alter/Demenz).
Individuell mit dem Patienten entscheiden
„In seiner breiten Einsetzbarkeit (zum Beispiel für tief subgingivale Defekte, bei Patienten mit hohem Kariesrisiko etc.) im Rahmen der kassenzahnärztlichen Versorgungsrichtlinien gibt es nach dem gegenwärtigen Stand der Evidenz kein Material, das für sich allein als gleichwertiger und kostengünstiger Ersatz für Amalgam einspringen kann“, so die Autoren. Nicht ein Material könne beziehungsweise werde Amalgam in allen Kavitätenklassen und Patientenszenarien ersetzen.
In bestimmten Indikationsbereichen sind hochvisköse Glasionomerzemente (GIZ), GIZ-Komposit Hybrid-Materialien oder die neuen Alkasite gut einsetzbar und haben das Potenzial für eine Basisversorgung, wobei im Einzelfall und je nach Einsatzgebiet variierende Überlebenszeiten auftreten können und werden, so das Fazit. „Deshalb muss der Zahnarzt beziehungsweise die Zahnärztin in Absprache mit den Patientinnen und Patienten individuell entscheiden, welches Material in der jeweiligen Indikation infrage kommt“, so die Empfehlung.
Die Originalarbeit von Frankenberger et al. aus der Quintessenz Zahnmedizin 9/24 kann (kostenpflichtig) als PDF abgerufen werden. (Für Abonnenten der Printausgabe ist der Zugang zum ePaper inklusive.)
Weitere Themen des Hefts zum Schwerpunkt Amalgamersatz (einzeln als pdf kostenpflichtig erhältlich)
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