Minimalinvasive Konzepte standen am 19. und 20. April 2024 im Zentrum der 19. „Interna“ in Westerburg – ein spannendes Thema, das 100 Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner in das Herz des Westerwaldes zu dieser traditionsreichen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnmedizin gelockt hatte. Auf der begleitenden Mitgliederversammlung wurde Prof. Dr. mult. Robert Sader zum sechsten Mal im Amt des Präsidenten der Gesellschaft bestätigt.
Die beste Zahnmedizin ist jene, die Dank wirkungsvoller Prävention und konsequenter Prophylaxe ohne Bohrer auskommt. Die Daten der Mundgesundheitsstudien zeigen, dass diese Maßnahmen in der Tat die Zahngesundheit in der Bevölkerung zunehmend verbessert haben – „aber ein verzichtbares Utensil ist der Bohrer noch nicht“, wie der Organisator der Interna und langjähriges Vorstandsmitglied der DGÄZ, Wolfgang M. Boer (Köln) schmunzelnd bei der Eröffnung der Interna feststellte.
Zahnsubstanz mit modernen, minimalinvasiven Verfahren schonen
Jedoch lässt sich heute die gesunde Zahnsubstanz mit modernen, minimalinvasiven Verfahren effektiv schonen. Dies belegten die Vorträge der Referierenden, die dem Auditorium nicht nur ein breites Spektrum minimalinvasiver Konzepte und geeigneter Materialien und Behandlungstechniken präsentierten, sondern auch die Optionen der Prävention beleuchteten.
Verlustrate der Klasse-V-Restaurationen hat viele Einflussfaktoren
Schwierigkeiten und Probleme wurden dabei nicht ausgespart, wie beispielsweise der einführende Vortrag von Prof. Dr. Thomas Attin (Zürich) belegte: Die mit 10 Prozent hohe jährliche Verlustrate der scheinbar einfachen Klasse-V-Restaurationen führte Attin auf eine Vielzahl von Einflussfaktoren zurück – angefangen bei der Kontaminationskontrolle über das schlechte Haften der Adhäsive an Wurzelzement und erodiertem Dentin bis hin zu einer Vielzahl von individuellen Besonderheiten der Patienten wie Reflux, Bruxismus oder reduzierte Speichelproduktion.
Indexes zur Beurteilung der dento-fazialen Ästhetik
Dass gleichwohl mit geeigneten Materialien eine defektorientierte Restauration möglich ist, belegte Dr. Jan Hajto (München) am Beispiel der Non-Prep-Veneers.
Dr. Simona Schick (Heidelberg) präsentierte erste Ergebnisse der Anwendung eines Indexes zur Beurteilung der dento-fazialen Ästhetik. Dieser Fragebogen verknüpft objektivierbare Aspekte von Patientinnen und Patienten sowie Behandlerinnen und Behandlern und erlaubt es, die Verbesserungen einer Behandlung zu erfassen und deutlich zu machen.
Nicht alles digitalisierbar
Technische Fortschritte, etwa bei der Digitalisierung der Abdruckverfahren, erleichtern und beschleunigen die Behandlung – einerseits. Doch der Vortrag von Ulf-Krueger-Janson (Frankfurt) belegte, dass digitale Prozesse zwar wichtig, aber bestimmte Techniken wie geschichtete Komposit-Füllungen digital nicht möglich sind. Wie Erosionen heute vorgebeugt werden kann, wie die Diagnostik und eine moderne Behandlung aussehen sollte, beleuchteten Dr. Beate Jürgens (Düsseldorf) und Dr. Stephanus Steuer (Düsseldorf).
Preise für den Nachwuchs
Zu den Höhepunkten der Veranstaltung gehört traditionell auch die Vergabe des mit 2.500 Euro dotierten Förderpreises „Young-Esthetics“. Er soll junge Talente im Bereich der Ästhetischen Zahnmedizin zu besonderen Leistungen motivieren. „Es ist uns eine Herzensangelegenheit, den Nachwuchs zu fördern“, betonte Boer. Deshalb kann dieser Preis nicht nur an junge Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner, sondern auch an Zahntechnikerinnen und Zahntechniker verliehen werden.
In diesem Jahr ging die Auszeichnung an Dr. Lea Jung (Bonn), die – so das Urteil der Jury – einen komplexen Sanierungsfall bravourös gelöst habe. Der mit 3.000 Euro dotierte Dr. Claude-Rufenacht-Promotionspreis ging an Dr. Sophie Elisabeth Weber (Rust) für eine sehr spannende experimentelle Arbeit über die Alignertechnologie.
Vorstand wurde im Amt bestätigt
Bei der Mitgliederversammlung wurden der DGÄZ-Präsident Prof. Dr. mult. Robert Sader und seine Vorstandskollegen für weitere drei Jahre in ihren Ämtern bestätigt.
Für den langjährigen Organisator Wolfgang Boer war diese Interna seine letzte. Er hatte die Tagung seit 2005 organisiert. Für sein Engagement wurde er von den Referenten und im Rahmen des Festabends gewürdigt, bei dem er auch mit der Ehrenmitgliedschaft der DGÄZ ausgezeichnet wurde.