Sind Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurginnen beziehungsweise -chirurgen eigentlich Mediziner oder Zahnmediziner? Die richtige Antwort lautet: Beides – denn die Ärztinnen und Ärzte für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie besetzen mit ihrer doppelten Kompetenz als Fachgebiet einzigartig die Schnittstelle zwischen Medizin und Zahnmedizin. Davon profitieren Patientinnen und Patienten, wenn es um die Behandlung von Krankheiten im Mund, am Kiefer und im Gesicht sowie am Knochengerüst des Kopfes geht. Doch welche Erkrankungen sind das? Welche sind gefährlich und besonders weit verbreitet?
Mit ihrer Kampagne möchte die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e.V. (DGMKG) die besondere Qualität einer fachärztlichen Behandlung herausstellen. Am Beispiel von einigen Erkrankungen wie etwa Haut- und Mundkrebs und am Beispiel von Operationen am Kiefer – wie etwa Zahnimplantat-Versorgungen – möchte die Kampagne Antworten auf diese und viele weitere Fragen zum Fach der MKG-Chirurgie geben. Die DGMKG möchte somit eine breite Aufklärungskampagne sowohl für die Bevölkerung als auch für potenzielle medizinische und zahnmedizinische Überweiserpraxen starten. Die Kampagne läuft in den nächsten drei Monaten und spielt sich vor allem in sozialen Netzwerken wie Instagram, X (ehemals Twitter) und Facebook ab.
Expertenvideos, Postings und Presseinformationen geben praktische Einblicke
Woher sollen Patientinnen oder Patienten wissen, dass und wovon sie bei der Inanspruchnahme einer Fachbehandlung durch einen Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen profitieren? Wie erreichen sie diese Fachleute, wenn die Behandlung in einem anderen Fachgebiet gebahnt wird? Auch diese Frage steht im Fokus der Kampagne. Die DGMKG verfolgt mit der jetzt startenden Kampagne das Ziel, das Fach bei Patientinnen und Patienten, aber auch bei Kolleginnen und Kollegen anderer Fachgebiete und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bekannter zu machen.
Medizinisch unverzichtbare Expertise
„Weil wir zahlenmäßig im Vergleich zu anderen Disziplinen relativ wenige sind, wollen wir mit der Kampagne deutlich machen, dass Fachärztinnen und Fachärzte für MKG-Chirurgie über eine fundierte Weiterbildung verfügen und eine medizinisch unverzichtbare Expertise für Behandlungen in Mund, Kiefer und Gesicht haben“, erklärt Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden, DGMKG-Pressesprecher und Chefarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie an den Helios Kliniken Kassel. Im Fokus der Kampagne stehen kurze Expertenvideos, in denen MKG-Chirurginnen und -Chirurgen praktische Einblicke in ihre Arbeit geben – und zum Beispiel verdeutlichen, wie Lippen, Mund- und Hautkrebs behandelt wird und was bei der kaufunktionellen Rehabilitation mit Zahnimplantaten berücksichtigt werden sollte. Knappe, informative Postings in sozialen Netzwerken – etwa zu Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten bei Erkrankungen an Mund-, Kiefer- und Gesicht ergänzen die Kampagne ebenso wie klassische Pressearbeit. „Viele Menschen denken bei der Abklärung von Erkrankungen in Mund-, Kiefer- und Gesicht – etwa zur Untersuchung von Gesichtstumoren – gar nicht an MKG-Fachärztinnen oder Fachärzte – viele wissen nicht, bei welchen Krankheitsbildern diese Fachleute zur Rate gezogen werden sollten. Daher will die DGMKG aufzeigen, welche Relevanz der Beruf hat“, so Terheyden.
Beispiel Mundkrebs
Das wird in der Kampagne etwa am Beispiel der Behandlung von Mund- und Kieferkrebs anschaulich verdeutlicht. Die Mundhöhle ist ein wichtiges Organ, zum Beispiel für die Nahrungsaufnahme und das Sprechen. Sie bekommt im Leben jedoch auch einiges ab - etwa scharfe Zahnkanten, Viren, Alkohol und Zigarettentabak“, betont Dr. med. dent. Melina Ringleb, angehende MKG-Chirurgin am Universitätsklinikum Erlangen. „Wenn weiße Flecken oder Geschwüre im Bereich der Mundschleimhaut auftreten, können diese bösartig sein.“ Mundkrebs gehört zu den Kopf-Hals-Karzinomen, diese zählen zu den bösartigsten Krebserkrankungen überhaupt und sind für Männer die neunthäufigste Krebstodesart in Deutschland. Doch wenn der Tumor frühzeitig, am besten schon in seinen Vorstadien, chirurgisch entfernt wird, sind die Heilungschancen gut. „In unseren Tumorzentren arbeiten wir interdisziplinär mit Hals-, Nasen-, Ohrenärzten, Dermatologen, Strahlentherapeuten und Onkologen zusammen und entfernen in einem ersten Schritt den Tumor ganz gezielt“, so Ringleb. „Anschließend stellen wir die Lebensqualität und Gesichtsästhetik der Patientinnen und Patienten durch plastische Rekonstruktion wieder her.“ Das kann beispielsweise durch die Ausformung eines neuen Kiefers mittels mikrochirurgischem Gefäßanschluss von Gewebe aus dem Unterschenkel erfolgen. „Beim Mundkrebs, und das ist unsere Alleinstellung in der Medizin und ein ganz wichtiges Qualitätskriterium dieser Arbeit, achten wir darüber hinaus auf die kaufunktionelle Wiederherstellung in Zusammenarbeit mit den Zahnärztinnen und Zahnärzten. Dies tun wir unter anderem deshalb, weil das Essen und besonders das Essen in Gesellschaft ein zentraler Teil der zukünftigen Lebensqualität unserer Patientinnen und Patienten ist.“
Implantate erfordern Eingriff in den Knochen
„Hier spielen auch Zahnimplantate eine wichtige Rolle,“ so Prof. Dr. Dr. Matthias Schneider, DGMKG-Vorstandsmitglied. „Vielen ist gar nicht klar, dass diese immer in einem operativen Eingriff in den Kieferknochen eingesetzt werden. Für die Implantat-Versorgung ist in der Regel ein operativer Eingriff erforderlich. Besonders wenn es schwierig wird – etwa beim Knochenmangel am Kiefer oder bei Allgemeinerkrankungen – sind wir Fachärztinnen und Fachärzte gefragt. Dann stehen wir den Betroffenen und ihren Behandelnden hilfreich zur Seite und können derartige operative Eingriffe an Zähnen und Kiefer sicher in unseren Praxen und Kliniken auf Facharztstandard anbieten.“ Aufgrund des Facharztstandards sind Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurginnen und -chirurgen DAS Bindeglied zwischen Medizin und Zahnmedizin – insbesondere mit Blick auf operative Versorgungen an Kiefer und Gesicht. „Diesen staatlich festgelegten Facharztstandard der MKG-Chirurgie wollen wir in unserer Kampagne der Öffentlichkeit näherbringen, der Facharztstandard ist etwas Erstrebenswertes und sehr oft Notwendiges für unsere Patientinnen und Patienten“, betont Terheyden.
„Die Gesamtexpertise für Mund, Kiefer und Gesicht erwerben die doppelt approbierten Ärztinnen und Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte in einer fünfjährigen Fachweiterbildung, meistens ergänzt durch eine zweijährige Zusatzweiterbildung für plastische Operationen. Wer diesen Ausbildungsweg absolviert hat, verfügt über den Facharztstandard für Operationen in Kiefer und Gesicht – darauf wollen wir zum Beispiel mit unserer Kampagne aufmerksam machen“, so der DGMKG-Pressesprecher abschließend.