Können Zähne von jungen Menschen gerettet werden, wenn der Zahnnerv bereits aufgrund von Unfällen oder Karies abgestorben ist? Dieser Frage geht ein Forschungsteam an der Greifswalder Zahnmedizin nach. Ziel der Studie ist es, verschiedene regenerative Behandlungsmöglichkeiten zu analysieren und zu verstehen, welche Therapien sich – je nach Krankheitsursache – besser eignen. Für ihr Projekt erhielt die Zahnmedizinerin Salma Al Nesser nun den renommierten Forschungspreis aus dem Wissenschaftsfonds 2024.
Behandlungsansätze für Pulpaschäden unterscheiden sich nach Ursache
In der Studie wird Al Nesser Patientenbehandlungen aus mehr als einem Jahrzehnt auswerten. Analysiert werden die Behandlungsergebnisse bei jungen Patienten, dessen Wurzelwachstum noch nicht abgeschlossen ist und die eine sogenannte Pulpaschädigung erlitten. „Wenn die Zahnpulpa, auch Zahnmark oder Zahnnerv genannt, beschädigt ist, kann es verschiedene Ursachen haben“, erklärt Dr. Julian Schmoeckel, der die geplante Studie betreuen wird. So können traumatische Zahnverletzungen, also Zahnunfälle, oder auch Karies ursächlich für die Schädigung sein. „Hierfür gibt es verschiedene regenerative Behandlungsansätze, die – je nach Ursache – unterschiedlich wirken“, so der Oberarzt weiter. In dem Projekt soll daher untersucht werden, welche Faktoren die Heilungschancen solcher Behandlungen maßgeblich beeinflussen und wie die Ergebnisse weiter optimiert werden können.
Abgestorbene Pulpa über gezielte Einblutung „wieder erwecken“
Ein besonders erfolgsversprechendes Forschungsfeld in der Zahnmedizin stelle dabei die regenerative Endodontie dar. Sie zielt darauf ab, die abgestorbene Zahnpulpa über das Induzieren einer gezielten Einblutung wieder „zum Leben zu erwecken“. Dabei spielen Stammzellen eine wichtige Rolle, da sie neue Gewebe bilden können, die die Funktion des ursprünglichen Zahnnervs übernehmen. In der Greifswalder Studie werden in den kommenden Monaten die bisherigen Behandlungsergebnisse evaluiert, um die wissenschaftliche Basis für zukünftige regenerative endodontische Behandlungen zu stärken.
Ergebnisse nicht nur für junge Patientinnen und Patienten wichtig
Bei der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET) in Hamburg wurde Salma Al Nesser nun mit dem angesehenen Preis aus dem Wissenschaftsfonds 2024 ausgezeichnet. „Das ist ein toller Erfolg“, wie der Ärztliche Vorstand Prof. Uwe Reuter betont, „mit der Auszeichnung wird ein herausragendes Forschungsprojekt gewürdigt, das sich mit einem vielversprechenden Ansatz beschäftigt“. Die Ergebnisse seien nicht nur für die Erfolgschancen regenerativer Behandlungen bei jungen Patienten von Relevanz, sondern können auch die Grundlagen für eine individuellere und evidenzbasierte Zahnmedizin schaffen. „Dieses kann die Lebensqualität der Patienten nachhaltig verbessern“, so Reuter.