Vom 18. bis 20. November 2021 fand in Göttingen die 35. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) mit ihren Verbund- und Partnergesellschaften statt. Die Zahnerhaltung setzt immer mehr auf zahnsubstanzschonende Konzepte für alle Altersgruppen, die von minimal-invasiven Techniken über Reparaturen bis hin zur Regeneration von Pulpa und Dentin reichen.
DGZ-Präsident Prof. Rainer Haak (Leipzig) begrüßte gemeinsam mit Tagungspräsidentin Prof. Annette Wiegand (Göttingen) die Teilnehmer vor Ort und an den Bildschirmen. Beide zeigten sich sehr froh, eine Veranstaltung (auch) in Präsenz anbieten zu können. Ihnen und allen Organisatoren hat das Kongress-Konzept als Hybridveranstaltung mit 2G++ vor Ort (geimpft, genesen und zusätzlich getestet mit Mund-Nasen-Schutz) im Vorfeld viel Planungsarbeit abverlangt. Umso schöner, dass es so gelang , Kolleginnen und Kollegen endlich einmal wieder in Präsenz in einem sicheren Rahmen zusammen zu bringen. Dem Kongress war der 6. DGZ-Tag der Wissenschaft vorgelagert, an dem (Nachwuchs-)Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aktuelle Studien vorstellen.
Substanz-Schonung und Minimalinvasivität aktueller denn je
Die DGZ und ihre Verbundgesellschaften DGPZM (Deutschen Gesellschaft für Präventivzahn-medizin) und DGR²Z (Deutschen Gesellschaft für Restaurative und Regenerative Zahnerhal-tung) stellten mit dem diesjährigen Programm: „Zahnerhaltung 2030: Unsicherheiten – Chancen – neue Wege“ zukunftsweisende minimalinvasive und substanzschonende Konzepte vor. Das Postulat, die restaurative Spirale „drill-and-fill-restorative-death-spiral“ möglichst zu vermeiden oder so lange wie möglich hinauszuzögern, klang in vielen Hauptvorträgen an. So haben sich beispielsweise Reparaturen von Füllungen oder indirekten Restaurationen inzwischen als Lege-Artis-Therapie etabliert.
Mehr Vertrauen in die Regenerationsfähigkeit der Pulpa
Dem „Organ Pulpa“ traut die Forschung heute viel mehr Regenerationsleistung als früher zu, insbesondere, wenn es sich um jugendliche Zähne handelt. So ist es nach aktuellem Forschungsstand wichtiger denn je, eine Pulpaexposition möglichst zu vermeiden und eher eine selektive Kariesexkavation vorzunehmen. Bei einer Pulpaexposition stehen heute Kalziumsilikatzemente zur Verfügung, die recht zuverlässig eine Dentinneubildung induzieren können. Schließlich gibt es in der Endodontie aktuelle Konzepte der Pulparegeneration nach Pulpanekrose, die am jugendlichen Zahn auf einen Abschluss des Wurzelwachstums hoffen lassen.
Eine Zahnmedizin angepasst an den Zustand älterer Menschen
Im Hinblick auf eine immer älter werdende Bevölkerung ist es im Sinne der Zahnerhaltung durchaus legitim, auf eine weniger technisierte Zahnheilkunde zu setzen und lieber mit ein-fachen Mitteln – angepasst an die Konstitution von alten und pflegebedürftigen Menschen – zu arbeiten. Dazu zählen das Arretieren von Karies, der Einsatz hochfluorid-haltiger Zahnpasten und Lacke oder die „palliative Restauration“, bei der beispielsweise Wurzelreste einfach nur abgedeckt werden, um bettlägerigen Menschen eine Extraktion oder Osteotomie zu ersparen.
Therapiekonzepte vulnerabler Gruppen
Die beiden Partnergesellschaften des diesjährigen Kongresses, die DGZMB (Deutschen Gesellschaft Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung oder besonderem medizinischen Unterstützungsbedarf, vormals AG ZMB) und die DGDH (Deutsche Gesellschaft für Dentalhygieniker/innen) hielten für die Teilnehmenden ebenfalls ein interessantes Programm bereit. Die DGZMB informierte mit einer eigenen Vortragsreihe, wie bei vulnerablen Gruppen eine adäquate Zahnheilkunde aussehen kann. Die DGDH bereicherte den Kongress mit Vorträgen für das gesamte zahnmedizinische Behandlungsteam.
Save the date
Die 36. DGZ-Tagung zum Thema „Ästhetik ohne Kronen“ findet vom 22.-24. September 2022 in Würzburg statt. Kongresspartner werden neben der DGPZM und der DGR²Z als Verbundgesellschaften der DGZ erneut die DGZMB sowie die DGDH sein. Informationen unter www.dgz-online.de sowie unter www.dgz-kongress.de.