0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
3554 Aufrufe

Entzündungsmodulatoren ermöglichen fein abgestufte Therapien

Ein internationales Forschungsteam hat einen neuen Ansatzpunkt gefunden, über den man möglicherweise den Knochenabbau bei Osteoporose verringern und die Knochengesundheit erhalten kann, so eine Meldung der beteiligten Universität Würzburg. Verursacht wird Osteoporose durch eine übermäßige Aktivität der knochenabbauenden Zellen, verbunden mit einer verminderten Aktivität der knochenbildenden Zellen. Bei gesunden Menschen ist die Aktivität dieser beiden Zelltypen ausgewogen, was zu einem konstanten Materialumsatz in den Knochen führt und diese gesund und stark hält.

Bei der Osteoporose führt ein zu hoher Knochenabbau zu einer niedrigen Knochenmineraldichte und folglich zu schwachen und bruchgefährdeten Knochen. Wenn die Knochenneubildung nicht in der Lage ist, den Knochenschwund auszugleichen, wird der Knochen geschwächt und ist dann anfälliger für Frakturen.

Nachteile von Bisphosphonaten

Bei den meisten Osteoporose-Therapien werden Bisphosphonate eingesetzt. Sie blockieren die knochenabbauenden Zellen. Bei längerer Behandlung mit diesen Wirkstoffen entfällt aber der wichtige Materialumsatz im Knochen – das führt am Ende wieder zu einem erhöhten Bruchrisiko und zu anderen unerwünschten Nebenwirkungen. In der Zahnmedizin werden häufig Kiefernekrosen beobachtet, auch implantologische Eingriffe sind bei Bisphosphonatpatienten mit einem erhöhten Risiko verbunden. Die medizinische Forschung sucht neue Strategien, um die Grenzen der derzeitigen Therapien zu überwinden.

Hier gibt es nun aktuell Fortschritte. Erarbeitet wurden von den Professoren Christoph Winkler (Fakultät für Biowissenschaften, National University of Singapore, NUS) und Manfred Schartl (Biozentrum, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, JMU); veröffentlicht sind die Ergebnisse im Fachjournal PNAS.

Kleines Protein mobilisiert knochenabbauende Zellen

Das Team hat bei einer genetischen Analyse des Laborfisches Medaka (Oryzias latipes) herausgefunden, dass das kleine Protein CXCL9 die Rekrutierung von knochenabbauenden Zellen kontrolliert. Unter osteoporotischen Bedingungen sammelt sich das kleine Protein in Reservoirs an, die auch Vorläufer von knochenabbauenden Zellen enthalten. Diese Vorläufer produzieren auf ihrer Zelloberfläche den Rezeptor CXCR3. Dieser wird vom Protein CXCL9 aktiviert, die Vorläuferzellen werden dadurch mobilisiert und wandern über weite Strecken zum Knochen, wo sie mit ihrer destruktiven Arbeit beginnen.

Bekannte Hemmstoffe sind hochwirksam

Sowohl von CXCL9 als auch von seinem Rezeptor CXCR3 ist seit langem bekannt, dass sie die Wanderung von Immunzellen zu Entzündungsherden modulieren, zum Beispiel bei Psoriasis und rheumatoider Arthritis. Es gibt mehrere chemische Hemmstoffe, die wiederum die Aktivität von CXCR3 blockieren, in klinischen Tests zur Behandlung von Psoriasis bisher aber wenig Erfolg zeigten.

In PNAS zeigt das internationale Forschungsteam nun, dass genau diese Hemmstoffe hochwirksam die Rekrutierung von knochenabbauenden Zellen blockieren und den Knochen vor Osteoporose schützen.

Normalen Knochenumsatz erhalten

Das Fazit der Professoren Schartl und Winkler: „Unsere Studien eröffnen neue Wege zur Osteoporose-Therapie. Die neue Strategie ermöglicht eine fein abgestimmte Modulation der Anzahl der knochenabbauenden Zellen, die in die Knochenmatrix rekrutiert werden, anstatt eine generelle Blockade dieser Zellen wie bei herkömmlichen Therapien. Das hat große Vorteile, da ein übermäßiger Knochenabbau gezielt verhindert werden kann, der normale Knochenumsatz aber erhalten bleibt. Das bietet das Potenzial, erhöhte Frakturrisiken bei Osteoporose-Patienten zu vermeiden und gesunde Knochen für eine verbesserte Lebensqualität zu erhalten.“

Mehr zum Thema
• Bisphosphonate und Kiefernekrosen auf Quintessence News: https://www.quintessenz-news.de/vermeidung-von-medikamenten%C2%ADassoziierten-kiefernekrosen-in-der-endodontie/
• Die S3 Leitlinie zu bisphosphonatassoziierten Kiefernekrosen der AWMF: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/007-091.html


Das Titelbild zeigt links zwei gesunde Wirbelkörper aus der Wirbelsäule eines Medaka-Fisches: Die Knochenmatrix (grün) ist normal mineralisiert und von knochenbildenden Zellen (magenta) umgeben. Rechts die Situation bei einem osteoporotischen Fisch. Bild: Tan Wen Hui/University of Singapore
Chirurgie Bunte Welt Zahnmedizin Endodontie Implantologie Interdisziplinär

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
18. Juli 2024

Moderne Sedierungstechniken praktisch üben

Die DZOI hat im Juli den ersten Kurs „Sedierung in der Zahnmedizin“ in Kassel durchgeführt
25. Juni 2024

Eine Schlange im Röntgengerät und ein Dino, der nicht mehr richtig beißen kann

Mehr als 200 Kinder aus Witten haben ihre kranken Kuscheltiere an die Universität Witten/Herdecke gebracht
12. Juni 2024

Vorgehensweisen in der Kinderzahnmedizin

DGKiZ-Jahrestagung: Nachhaltigkeit durch Qualität in der Kinderzahnmedizin – inklusive Teamprogramm
4. Juni 2024

Wer Lachgas konsumiert, riskiert Schäden an Gehirn und Nerven

IQWiG: Rechnung „Legal gleich harmlos“ geht hier nicht auf
31. Mai 2024

Lernen von den Meistern des Knochen- und Weichgewebsmanagements

Exklusives Symposium und Masterclass in Wien mit Urban, Burkhardt, Brozović und Gruber
22. Mai 2024

Rheuma: Einnahme von Kortison plus Magenschutz kann Knochendichte verringern

Studie der Charité zeigt, dass Protonenpumpenhemmern das Osteoporoserisiko steigern
15. Mai 2024

Licht ins Laserlabyrinth

Quintessenz Zahnmedizin 5/2024 hat den Schwerpunkt „Laser in der Zahnmedizin“