Das Online-Seminar des Unternehmens Flemming Dental Mitte April 2021 zeigte, dass der Intraoralscanner (IOS) im Praxisalltag deutlich mehr bietet als „nur“ den Ersatz der klassischen Abformung. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, um in den digitalen Workflow einzusteigen, wie amortisiert sich die Investition und welches Potenzial bieten die Scanner wirklich?
Aktuelle Scannersysteme eröffnen mit vielseitigen Software-Tools eine neue Welt an Diagnose-, Planungs- und Therapiemöglichkeiten. Wie der Einstieg in die Technologie erfolgreich gelingen kann, wurde in einem Online-Seminar von Flemming Dental dargestellt. Die Zahnärzte Dr. Sven Rinke und Dr. Joachim Wever zeigten, wie der Intraoralscanner ihren Praxisalltag komfortabler, effizienter und vielseitiger gemacht hat. Einen Rund-um-Blick gab der Spezialist für digitale dentale Technologien Jens Bünemann (Geschäftsführer Flemming Tec).
Überblick zu aktuellen Scanner-Systemen
Weltweit gibt es mehr als 20 Hersteller für Intraoralscan-Systeme. Laut Jens Bünemann dominieren derzeit fünf Anbieter den Markt. Jeder hat mindestens zwei Gerätekonfigurationen im Angebot: eine Basis-Version und eine High-End-Version. „Wofür möchten Sie den Scanner nutzen?“ – Die Antwort bestimmt die Wahl für den passenden Scanner. Wichtig sei unter anderem, auf die Softwarekompetenz des Herstellers zu achten, „die Software bestimmt Funktionalität und Geschwindigkeit des IOS signifikant.“ Wichtiger Aspekt für den Einstieg sind auch die Kosten. Hier sensibilisierte Bünemann dafür, bei Angebotsvergleichen die Folgekosten einzubeziehen. Grundsätzlich amortisiere sich das Gerät nach kurzer Zeit, denn der Scanner wird in vielen Situationen eingesetzt. „Die Prothetik, einst Bastion des IOS, ist heute nur noch ein Teilbereich.“ Anamnese, Diagnostik, Kariesdetektion, Schienentherapie, Funktionsdiagnostik, Implantologie, Kieferorthopädie – der Scanner etabliert sich mittlerweile zum unverzichtbaren Helfer in der Praxis. Das bestätigten die Vorträge der beiden nächsten Referenten.
Paradigmenwechsel in der Praxis
Dr. Joachim Wever arbeitet seit Jahren mit dem Intraoralscanner und hat seine Praxis komplett digital ausgerichtet. „Wir haben kein Abformsilikon mehr.“ Alle Situationen – Einzelkrone bis zum Ganzkiefer – werden digital abgeformt. Doch den Scanner nur als Ersatz für Silikon zu betrachten, ist zu kurz gedacht. Nach Wevers Ansicht habe ein Paradigmenwechsel für die zahnärztliche Arbeit stattgefunden. Er betonte insbesondere die Informationsvielfalt und zeigte auf, wie sich durch einen Vor-Präparations-Scan und einen Reduktionsscan die konventionelle Bissnahme erübrigt. „Die Bisslage des Patienten wird auf digitalem Weg erfasst und bleibt exakt erhalten; selbst beim Auflösen aller Stützzonen.“ Interessanter Ausblick für die Funktionsdiagnostik: Über einen digitalen Gesichtsbogen (unter anderem Facescan-Daten, IOS-Daten) lassen sich alle intra- und extraoralen Informationen in den virtuellen Artikulator des Dentallabors überführen.
Was sagt die Wissenschaft?
Dr. Sven Rinke stellte den IOS in das Spannungsfeld zwischen Universität und Praxis und gab Einblicke in die Literatur. Demnach ist die Passgenauigkeit von Kronen und kleineren Brücken auf Basis der digitalen Abformung vergleichbar mit dem konventionellen Weg. Der Referent bekräftigte die Aussagen seiner Vorredner, dass sich mit dem IOS völlig neue Behandlungsstrategien ergeben, zum Beispiel in der Implantologie. Bei einem Blick auf die Marktentwicklung unterstrich er, dass die aktuellen Geräte sehr gut seien – auch bereits in der Basisversion. Viele Geräte arbeiten mit Künstlicher Intelligenz (KI). Dies ermöglicht unter anderem hohe Scangeschwindigkeiten und Weichgewebekorrekturen. Auch Ganzkieferscans sind für Rinke eine Selbstverständlichkeit, zum Beispiel für Schienen oder Situationsmodelle.
Ist Chairside der große Benefit des IOS?
Chairside, Semi-Chairside oder Labside – ein kleiner Ausflug in die Werkstoffkunde begleitete Rinkes Aussagen zur monolithischen Chairside-Fertigung. „Bedenken Sie den Zeitaufwand für das Post-Processing“, gab er zu Bedenken. Rinke setzt in den meisten Fällen auf die Zusammenarbeit mit dem Dentallabor und sensibilisierte für den Einstieg in die IOS-Technologie: „Fangen Sie mit dem Scannen an; erst Einzelkronen, dann kleinere Brücken und dann erst ganze Kiefer. Senden Sie die Daten an einen Partner mit hoher digitaler Erfahrung, wie zum Beispiel Flemming Tec.“
Fazit
Ein klares Plädoyer für den Intraoralscanner – die Technologie ist praxisreif. Selbst der kritischste Zuhörer konnte sich vom Enthusiasmus der Referenten und von ihren fundierten Einblicken in den digitalen Workflow anstecken lassen. Jens Bünemann beendete das Seminar mit den Worten: „Als führende Laborgruppe in Deutschland möchten wir zusammen mit Ihnen guten digitalen Zahnersatz erstellen und stehen Ihnen hier mit der Erfahrung von 36 Standorten bundesweit sowie unserem eigenem digitalen Kompetenzzentrum in Leipzig stets zur Seite. Als Reseller für 3Shape Trios und Sub-Reseller für den Medit IOS belassen wir es nicht bei dem Verkauf und der Installation der Geräte. Unsere Passion ist die digitale Zahntechnik. Und genau auf diesem Weg möchten wir Sie langfristig begleiten.“