Die Lokalanästhesie ist in der zahnärztlichen Praxis fast schon alltäglich. Umso wichtiger ist es für Zahnärzte, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten auszubauen und über neue wissenschaftliche Standards informiert zu bleiben. PD Dr. Dr. Peer W. Kämmerer erläuterte im Hands-On Workshop von Kulzer in Frankfurt am Main die verschiedenen Applikationstechniken von Lokalanästhetika.
Art der Anästhesie für Patienten zweitrangig
„Eigentlich wollen Patienten von der Narkose immer das gleiche: keine Schmerzen während und ein schnelles Abklingen des Taubheitsgefühls nach der Behandlung. Dabei ist es für sie grundsätzlich eher zweitrangig, welche Art der Anästhesie genutzt wird“, eröffnete Kämmerer, stellvertretender Direktor der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz, die Fortbildung. Doch nicht für alle Patienten und Indikationen kommt jede Anästhesieform in Frage. Um Zahnärzte über die Vor- und Nachteile von verschiedenen Möglichkeiten der Schmerzausschaltung zu informieren, lud Kulzer Ende April zum Hands-On Workshop „Individualisierte Zahnärztliche Lokalanästhesie – Wissenswertes für die Praxis“ nach Frankfurt am Main ein.
Referent Kämmerer legte im theoretischen Teil der Fortbildung zunächst den Schwerpunkt auf die Risikovermeidung bei Lokalanästhetika. Faktoren wie Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf- und Lebererkrankungen sowie die feste Einnahme von mehr als zwei Medikamenten erhöhen die Komplikationsrate nachweislich. Ein Beispiel: Die Infiltrationsanästhesie wirkt nur in Verbindung mit Adrenalin. Dieses erhöht insbesondere bei Risikopatienten die Wahrscheinlichkeit von geringen, aber auch schwerwiegenden und gesundheitsgefährdenden Nebenwirkungen bis hin zum Herzstillstand. Diese Gefahr ist bei der intraligamentären Anästhesie (ILA) erheblich geringer: Bei dieser minimalinvasiven Methode werden nur kleine Mengen des Anästhetikums appliziert, was den Wirkungsbereich eindämmt und die unerwünschten Folgen reduziert. Als Human- und Zahnmediziner kennt sich Kämmerer sowohl mit den universellen Auswirkungen als auch mit der indikationsspezifischen Auswahl der verschiedenen Anästhetika aus – und hat daher die ILA besonders schätzen gelernt.
Vorteile der intraligamentären Anästhesie
„Extraktionen funktionieren mit der ILA fantastisch. Und auch für endodontische Behandlungen sowie Füllungstherapien lässt sich die ILA hervorragend einsetzen“, so Kämmerer. Da hier kürzere Nadeln als bei der Infiltrations- oder der Leitungsanästhesie verwendet werden, ist das Risiko und besonders die klinische Relevanz eines Nadelbruchs geringer. Zudem können bei dieser Vorgehensweise weder Nerven noch Blutgefäße verletzt werden. Ein weiterer Vorteil: Die Dosierhebelspritze Sopira Citoject von Kulzer wirkt durch ihr spezielles Design weniger angsteinflößend. Sie eignet sich daher besonders gut für die Behandlung von Angstpatienten und Kindern. Hier spielt auch der geringere Injektionsschmerz eine wichtige Rolle. Darüber hinaus ist die Latenzzeit deutlich geringer als bei den anderen Formen der Schmerzausschaltung, die Wirkung setzt praktisch sofort ein: „Damit können wir auch die Wünsche unserer Patienten erfüllen.“ Alles in allem sei die ILA durchaus als primäre Anästhesieform in Betracht zu ziehen. Sie ermögliche eine bedarfsorientierte Lokalanästhesie, die für den Patienten sehr angenehm sei, resümierte der Referent den ersten Teil der Veranstaltung.
Praxistest am Schweinekiefer
Bevor der praktische Teil begann, nutzten die Teilnehmer eine kurze Pause zum Austausch: „Trotz meiner jahrelangen Berufserfahrung halte ich es für wichtig, immer über die neuesten Informationen und den aktuellen wissenschaftlichen Standard informiert zu sein. Der Vortrag von Dr. Kämmerer ist von Praktikern für Praktiker gemacht. Dank seines tollen Auftretens konnte er die Inhalte leicht verständlich vermitteln,“ kommentierte Sieglinde Westphal, Zahnärztin aus Wiesbaden, die Veranstaltung. An Schweinekiefern konnten die Teilnehmer anschließend selbst den Umgang mit der Sopira Citoject ausprobieren. Dr. Peer Kämmerer unterstützte die Zahnärzte bei der richtigen Anwendung der Spritze und nahm sich viel Zeit für eine individuelle Beratung. Der Vorteil der Dosierhebelspritze liege vor allen Dingen in ihrem haptischen Feedback, erklärte der Referent: „Wie bei einem Kugelschreiber kann ich am Finger spüren, welchen Druck ich mit dem Dosierhebel ausübe. So habe ich eine gute Kontrolle über die verabreichte Menge.“ Bei der ILA werden über 20 Sekunden hinweg 0,2 bis 0,3 ml des Anästhetikums pro Zahnwurzel injiziert.
Titelbild: Übung macht den Meister – am Schweinekiefer konnten die Teilnehmer die Sopira Citoject selbst ausprobieren (Bild: Kulzer/picture alliance/Christes)