Mehr Aufmerksamkeit für parodontale Erkrankungen und ein höheres Gesundheitsbewusstsein unter dem Motto „Gesundheit beginnt mit gesundem Weichgewebe“ sind das Ziel des diesjährigen Europäischen Tags der Parodontologie/European Gum Health Day. Vor einigen Jahren von der European Federation of Periodontology (EFP) in mehreren europäischen Ländern gestartet, entwickelt sich dieser Tag inzwischen zu einer globalen Erfolgsgeschichte.
In diesem Jahr beteiligen sich 39 nationale parodontologische Fachgesellschaften mit Informationskampagnen und Aktionen in ihren Ländern – neben den 29 mit der EFP assoziierten Gesellschaften sind erstmals zehn lateinamerikanische Länder mit ihren Fachgesellschaften dabei. Das berichteten Xavier Struillou, Koordinator des European Gum Health Days 2018, und der neue Präsident der EFP, Professor Anton Sculean (Bern), auf einer Pressekonferenz in Bern am 8. Mai 2018.
Bereits acht von zehn Menschen sind betroffen
Der Fokus liegt auf der Gingivitis und Parodontitis – bereits acht von zehn Menschen im Alter von 35 Jahren und älter seien davon betroffen. Damit gehörten beide zu den am weitesten in der Bevölkerung verbreiteten Erkrankungen – seien aber leider selbst und in ihren Aus- und Wechselwirkungen für die Gesamtgesundheit immer noch wenig bekannt und beachtet. Belegt seien Zusammenhänge mit kardiovaskulären Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ II, chronischen Nierenerkrankungen und rheumatoider Arthritis.
Der Tag habe das Ziel, die Menschen daran zu erinnern, das parodontale Gesundheit ein Schlüsselfaktor für die Gesamtgesundheit ist, auch wenn diese noch oft übersehen werde, so Struillou in Bern. Gesundes Weichgewebe könne helfen, Leben zu retten, schwere Erkrankungen zu entdecken oder zu vermeiden und Milliarden an Gesundheitsausgaben zu sparen.
„Wir haben die Chance, etwas zu tun“
Der neue EFP-Präsident Sculean verwies darauf, dass Häufigkeit und Schwere parodontaler Erkrankungen mit dem Alter und mit anderen Risikofaktoren wie Rauchen und Übergewicht zunehmen. Aber sie könnten vermieden beziehungsweise erfolgreich behandelt werden, vor allem, wenn sie früh entdeckt würden. Gesundheit beginne mit gesundem Weichgewebe, „und wir haben die Chance, etwas zu tun“.
Der European Gum Health Day soll für diese generell vermeidbaren und im Fall der Gingivitis auch reversiblen Erkrankungen sensibilisieren – die Fachgesellschaften in den Ländern bieten dazu neben Infomaterial und Plakataktionen auch kostenlose Untersuchungen, Fachveranstaltungen und Kongresse an. Für Deutschland hat die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG Paro) Plakate und Informationsmaterial für die Praxen bereitgestellt.
Erstmals auch Länder in Lateinamerika dabei
Aktiv dabei sind in diesem Jahr die Fachgesellschaften in Österreich, Aserbaidschan, Belgien, Kroatien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Italien, Israel, Irland, Litauen, Marokko, Niederlande, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Serbien, Slovenien, Spanien, Schweden. Schweiz, Türkei, Ukraine und Großbritannien.
Dazu wird die EFP offiziell unterstützt von der Ibero-Panamerican Federation of Periodontology (FIPP), deren acht Mitlgieder in der Karibik und Südamerika ebenfalls Veranstaltungen und Material zum Thema anbieten: Aktiv sind die Fachgesellschaftne, in Argentinien, Bolivien, Chile, der Dominikanischen Republik, Ecuador, Peru, urugray und Venezuela. Ebenfalls beigetreten sind die Fachgesellschaften aus Kolumbien und Panama, hieß es in Bern.
Bewusstsein in den Gesundheitsberufen schaffen
Aber nicht nur die Öffentlichkeit, auch die Zahnärzte, das Fachpersonal in den Praxen und andere Gesundheitsberufe sollen für das Thema „Gesundes Weichgewebe“ sensibilisiert werden. Sie werden eingeladen, dem EFP-Manifest: Perio and General Health beizutreten und dieses weiter zu verbreiten. Das Manifest fordert die dentale und die gesamte medizinische Welt auf, in der Vorbeugung, Früherkennung und Behandlung parodontaler Erkrankungen aktiv zu werden.
Der European Gum Health Day 2018 soll zudem dazu dienen, die wichtigen wissenschaftlichen Erkenntnisse des „Perio Focus“-Papers zu verbreiten. Die Ausarbeitung mit dem Titel „Impact of the global burden of periodontal diseases on health, nutrition and well-being of mankind: a call for global action”, verfasst von den Experten Søren Jepsen, Maurizio Tonetti, Lijan Jin, und Joan Otomo-Corgel. Das Papier wurde von der EFP und mehr als 50 internationalen und nationalen parodontologischen Fachgesellschaften bestätigt.