0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
16416 Aufrufe

Dr. Roland Althoff MSc hat eine praktische Lösung für das Einschleif-Problem entwickelt

Das Problem beschäftigt bereits Generationen von Zahnärzten und Zahntechnikern – es wird präpariert, abgeformt, es werden Registrate genommen, Modelle hergestellt, einartikuliert, Kronen oder Brücken modelliert und hergestellt. Dann kommt der große Moment in der Praxis: Der neue Zahnersatz wird erstmals eingesetzt – und ist zu hoch, die Okklusion stimmt nicht. Die neue Prothetik „passt“ aus Sicht des Patienten nicht, sie stört und bereitet im schlimmsten Fall Probleme beim Essen und sogar Schmerzen. Was dann beginnt, ist ärgerlich, nicht immer erfolgreich und führt häufig zu Neuanfertigungen: Es wird eingeschliffen.

Dr. Roland Althoff MSc, niedergelassener Zahnarzt in einer Gemeinschaftspraxis in Mülheim an der Ruhr, hat das schon im Studium keine Ruhe gelassen. Er hat im Lauf seiner Berufstätigkeit und seines Masterstudiums in ästhetisch-rekonstruktiver Zahnmedizin viele Lösungsvorschläge kennengelernt, aber keiner hat ihn zufriedengestellt. So hat er selbst ein inzwischen patentiertes, strukturiertes und reproduzierbares Verfahren entwickelt – und bietet es interessierten Kollegen und Laboren zur Nutzung an. Im Interview mit Quintessence News gibt er Auskunft zum Dauerbrennerthema Okklusion und seinem Lösungsvorschlag mit Verify Occlusion.

Herr Dr. Althoff, im Artikulator im Labor passt die neue Krone oder Brücke bestens, und im Mund passt nichts – das kennt wohl jede Zahnärztin und jeder Zahnarzt. Warum ist das Übertragen der Situation im Mund auf die Modelle und deren Relation im Labor so schwierig?

Dr. Roland Althoff: Es gibt gravierende Unterschiede zwischen der Situation im Munde des Patienten und derer Darstellung im Modell. Sehen wir einmal von alltäglichen „Banalitäten“ wie Abformungenauigkeiten aufgrund von Blasen, sich vom Abdrucklöffel lösende Abformmaterialien oder Lufteinschlüsse beim Ausgießen des Abdrucks im Gipsmodell ab. Das Modell enthält selbst bei korrektester Vorgehensweise eine Dimensionsuntreue, da wir in einer mundgeöffneten Situation abformen. Dabei kommt es zu einer Deformation der Unterkieferspanne.

Der aber wohl gravierendste Punkt ist die Auslenkung der Zähne beim Zubiss in Interkuspidalposition (IKP, Abb. 1 und 2). Diese Auslenkung kann durch die die Abformung nicht in das Modell übertragen werden, da sie in der passiven Situation der Zahnreihen ohne Zusammenbiss gewonnen wird.

Die Abformung und damit das Gipsmodell enthalten damit zwei entscheidende Fehler. Sie stellen die durch die Mundöffnung deformierte Unterkiefersituation dar und zeigen uns die nicht ausgelenkten Zahnreihen in passiver Position (Abb. 3).


Abb. 3: Analoge Abformung in passiver Situation der Zahnreihen (Foto: Althoff)

Um exakt einartikulieren zu können, benötigen wir aber ein Modell, das uns die Zähne in mundgeschlossener Situation und in aktiver IKP zeigt. Da dies nicht möglich ist, muss der Fehler durch Einschleifen der Modelle korrigiert werden.

Es gibt ja eine ganze Reihe von Lösungsvorschlägen, mit speziellen Artikulatoren, Verschlüsselungen etc. Und viele Labore und Zahnärzte haben ihren Weg zur Lösung des Problems gefunden, jedes Labor kennt die speziellen Anforderungen seiner Praxen. Warum ist das aus ihrer Sicht trotzdem unbefriedigend?

Althoff: Bei Anwendung der meisten bekannten Verfahren werden Spuren an den Modellen gesucht, so zum Beispiel Schlifffacetten als Indiz des miteinander Okkludierens der Zahnreihen. Andere Verfahren segmentieren die Modelle und suchen die niedrigste, anzunehmende Position zueinander, wieder andere benutzen ein Okklusionsprotokoll des Zahnarztes und übertragen dieses auf das Modell. Doch was heißt es, dass die Shimstockfolie hält? In welchem Maß tauchen denn die Zähne ineinander ein? Die Plus/minus-Entscheidung des Okklusionsprotokolls kann diese Frage nicht quantitativ, sondern nur qualitativ beantworten (Abb. 4 und 5).

Damit lassen viele Methoden einen mehr oder weniger weiten Ermessensspielraum zu und können somit nur annäherungsweise zum Ziel führen. Unterschiedliche Menschen kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen beim Einschleifen der Modelle. Es fehlt also im Wesentlichen an Reproduzierbarkeit der Einschleifquantität.

Welche Hauptfehlerquellen haben Sie denn bei den Analysen für die Entwicklung Ihres Verfahrens in den Praxen und Laboren festgestellt?

Althoff: Hauptfehlerquelle in unseren Praxen ist in der Tat die Abformung des Unterkiefers mit weit geöffnetem Mund. Die Dimensionsfehler, die dabei entstehen können sind enorm. Ein Okklusionsprotokoll – wie eben angeführt – anzufertigen, wäre in vielen Fällen zumindest hilfreich. Aus zeitlichen Gründen wird dies häufig jedoch nicht gemacht.

Ein weiterer häufig unterschätzter Punkt ist die Anfertigung eines exakten Provisoriums. Vielfach wird dieses zu niedrig angefertigt, sodass antagonistische Zähne elongieren können.

In unseren Laboren werden die Modelle häufig nach den genannten Erfahrungswerten eingeschliffen. Wir alle wissen, dass der Preisdruck in der Zahntechnik enorm groß geworden ist. Die Arbeiten müssen termingerecht in kürzester Zeit zu möglichst günstigen Preisen hergestellt werden. Da gerät das so wichtige Einschleifprotokoll im oft von Hektik geprägten Alltag schnell in den Hintergrund. Das Ergebnis ist dann häufig und für alle Beteiligten frustrierend, eine im Munde nicht passende Arbeit.

Wo setzen Sie mit Verify Occlusion an?

Althoff:  Verify, Solution for Occlusion, setzt da an, wo das herkömmliche Okklusionsprotokoll seinen Schwachpunkt hat. Das Verfahren definiert exakt das Ausmaß der notwendigen Einschleifmaßnahmen und damit die Einschleifquantität. Auf diese Weise ist eine stets reproduzierbare Einstellung der patientenkonformen Okklusionshöhe darstellbar. Es bleibt wenig bis gar kein Interpretationsspielraum. Der Zahntechniker kann systematisch und konkret nach der Vorgabe des Zahnarztes arbeiten und hat damit in jeder Herstellungsphase des zahntechnischen Werkstückes die Möglichkeit, die vom Zahnarzt gelieferten Unterlagen objektivierbar und systemkonform zu verifizieren und damit umzusetzen. Selbst für den Fall, dass einmal die Modelle –warum auch immer – falsch eingeschliffen worden sind, lässt sich mit dem Verify-System jederzeit die korrekte Höhe wieder einstellen. Dabei ist das Verfahren in seiner Einfachheit genial effektiv.

Ihr Verfahren benötigt keine aufwendigen Apparaturen, Spezial-Artikulatoren etc. Was müssen Zahnärzte und Zahntechniker beachten, damit es funktioniert?

Althoff: Verify ist mit jedem beliebigen Artikulatorsystem durchführbar. Wie auch sonst ist darauf zu achten, dass die Artikulatoren in einem exzellenten Zustand sind, damit die Mechanik ohne Spiel aufzuweisen arretierbar ist. Im Labor sollte zudem ein segmentierfähiges Modellsystem vorhanden sein (Abb. 6 und 7).

Der Zahnarzt benötigt nichts anderes als ein Bissregistratmaterial von hoher Endhärte. Auf die Anforderungen an Abformung und Provisorien bin ich bereits weiter oben eingegangen. Diese sind jedoch nicht Verify-spezifisch, sondern allgemein gültig.

In Ihrer Verfahrensvorschau zeigen Sie eine Krone im Seitenzahnbereich – für welche Indikationen kann Verify Occlusion noch eingesetzt werden?

Althoff: Für alle Indikationen im Bereich des festsitzenden Zahnersatzes. Bei implantatgetragenem ZE gibt es ein paar Besonderheiten in der Modellherstellung.

Bei der Anfertigung von Inlays ist das Einstellen der patientenkonformen Modell-Okklusionshöhe besonders schwierig. Meine Erfahrungen in der Vergangenheit zeigen, dass gerade Inlays im Munde des Patienten stark eingeschliffen werden müssen. Es ist schier unglaublich, wie tief antagonistische Höcker oftmals in die präparierten Kavitäten eintauchen.

Auch das lässt sich mit der Verify-Occlusion-Systematik exakt im Modell darstellen. Dazu wird es zusammen mit der Implantattechnik bis zum Ende des Jahres ein Systemupdate geben, das den ersten 1.000 Lizenznehmern investitionsneutral als Upgrade zur Verfügung stehen wird.

Funktioniert das Verfahren auch in der Kombination mit einem digitalen Workflow? Und wäre es denkbar, es dann auch über eine Software oder ein Zusatztool zu den gängigen CAD-Systemen abzubilden?

Althoff: Die meisten Laboratorien arbeiten zurzeit mit analogen Modellen, die sie aus den analogen Abformungen ihrer Zahnärzte hergestellt haben. Der digitale Workflow beginnt dann mit dem Scannen der nach der Verify-Methodik eingeschliffenen Modelle.

Das Verfahren ist sowohl für den komplett analogen als auch für diesen heute so üblichen analog-digitalen Weg beschrieben. Zukunftsweisend ist es zudem auch für den ausschließlich digitalen Workflow anwendbar und patentiert. Der virtuelle Artikulator kann verfahrensgetreu also genauso auf die patientenkonforme Okklusionshöhe abgesenkt werden. Ich halte es für eine Herausforderung für die Dentalindustrie und wünsche mir die Entwicklung eines systemkonformen Tools.

Sie haben sich Ihr Verfahren patentieren lassen und bieten es Zahnarztpraxen und Laboren gegen eine Lizenzgebühr zur Nutzung an. Warum?

Althoff: Ich arbeite seit mehr als sechs Jahren begeistert mit dem System. Für meine kooperierenden Zahntechniker ist es ein Segen, denn es schafft Verlässlichkeit und Objektivität im täglichen Miteinander. Da ich in meinem bisherigen zahnärztlichen Leben bereits mit einigen Laboratorien zusammengearbeitet habe, weiß ich, dass ich mit der Problematik nicht allein dastehe. Deshalb möchte ich meine Erfahrungen und meine Begeisterung gerne teilen.


Abb. 8: Auszug aus der Patentschrift (Foto: Althoff)

Das langwierige Patentierungsverfahren gab mir die Sicherheit, etwas wirklich Innovatives erfunden zu haben (Abb. 8). Die Lizenzgebühren sehe ich dabei als kollegiale Anerkennung meiner Arbeit.

Eine Verfahrenslizenz gibt einem potentiellen Lizenznehmer zudem die Sicherheit, dass das Verfahren nur den Kollegen und Kolleginnen zur Verfügung steht, die qualitätsorientiert arbeiten und darin investiert haben. Damit erhalten sie ein Alleinstellungsmerkmal bezogen auf ihre Arbeitsqualität, welches durch das „Verify-Solution for Occlusion“-Label in der Außendarstellung verwendet werden kann.

Welche Rückmeldungen bekommen Sie von Praxen und Laboren, die das System bereits nutzen?

Althoff: Die Anwender loben die Reproduzierbarkeit des Verfahrens und natürlich, dass es funktioniert. Gerade Laboratorien berichten über eine bessere, sachlichere Kommunikation mit ihren Zahnärzten. Weniger Schuldzuweisungen, mehr fachlich-sachlich getragene Diskussion. Viele sind erstaunt über das in einigen Fällen große Ausmaß der notwendigen Einschleifmaßnahmen am Modell. Manch einer tut sich auch schwer in der akribischen Umsetzung des Verfahrens, weil „die alte Methode“ halt so eingefahren ist.

Eine Lizenznehmerin informierte mich, die Kronen seien nun etwas zu niedrig. Dies ließ sich leicht klären und beruhte auf einem kleinen Anwendungsfehler, der sich mühelos abstellen ließ.

Es macht mir große Freude im fachlichen Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus Labor und Praxis zu sein, und ich freue mich sehr über die immer größer werdende Zahl der Anwender. Für Informationen und Anwendertipps stehe ich dazu sowohl per Telefon als auch per Mail im Rahmen meiner zeitlichen Ressourcen zur Verfügung. Zudem werden sich interessierte Kolleginnen und Kollegen in naher Zukunft bei Referenzpraxen und Laboratorien informieren können, die das System bereits anwenden.

Gibt es noch andere Projekte oder Probleme, die Sie in der Praxis stören und an deren Lösung Sie arbeiten?

Althoff: Die vergangenen Wochen waren auch bei mir geprägt von der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung. Zudem steht für uns als große Praxis zurzeit ein aufwändiges Re-Zertifizierungsaudit nach DIN EN ISO 9001:2015 an. Danach ist wieder Zeit für Produktiveres.

Dr. Roland Althoff MSc (Foto: Althoff)

Dr. Roland Althoff MSc
• 1965 in Essen geboren
• 1985 – 1990 Studium der Zahnheilkunde an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster
• 1992 Promotion an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster
• 1993 Selbstständigkeit in Gemeinschaftspraxis Zahnarztpraxis Oppspring in Mülheim an der Ruhr
• 1996 „active member“ der DGET
• 2009 Master in ästhetisch-rekonstruktiver Zahnmedizin
• 2010 Leitung der Zahnklinik Rhein-Ruhr
• 2016 Patentierung Verify, Solution for Occlusion analog
• 2017 Patentierung Verify, Solution for Occlusion digital
• 2018 Markteinführung des Verify-Verfahrens
Kontakt unter info@verify-occlusion.de, über die Internetseite www.verify-occlusion.de und telefonisch unter +49 201 6461153.


Titelbild: Dr. Roland Althoff
Prothetik Zahntechnik Menschen

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
13. Nov. 2024

Der neue digitale Workflow für Totalprothesen

Kulzer: Pala Mill&Cast für die effiziente und präzise Totalprothesen-Herstellung – ab November 2024 erhältlich
24. Okt. 2024

Cloudbasiert Behandeln mit Cerec

Neue Termine der Cerec Masters Kurse im Herbst
23. Sept. 2024

So bleiben die „Dritten“ lange erhalten

Curaprox: Mundspülung und Reinigungsset für Zahnprothesen bekämpfen Bakterien, Viren und Pilze
10. Sept. 2024

„Feste dritte Zähne“ – ein patientenorientiertes Implantatkonzept

„Der schwierige Teil ist die prothetische Umsetzung“ – Dr. Wolfgang Bolz über das FDZ-Konzept, geeignete Implantatsysteme und die Ausbildung des Nachwuchses
3. Sept. 2024

Cerec-Tag 2024: Die „stille Revolution“ gestern und heute

Prof. Dr. Werner Mörmann resümiert digitale Zahnmedizin bei den Cerec Masters
22. Aug. 2024

Exocad veröffentlicht Inspira Denture Tooth Library

Neue Prothesenzahnbibliothek speziell für den digitalen Workflow
16. Aug. 2024

DZR Blaue Ecke – GOZ 2290: Das gilt für die Abrechnung

Wenn der Leistungstext den Passus „und Ähnliches“ enthält
12. Aug. 2024

Chance auf Rehabilitation bei MKG-Versehrten verbessern

DGMKG: Erstattung bei Defektprothesen und Fluoridierungsschienen ist oft nur anteilig gegeben