Der Präsident der Landeszahnärztekammer, Dr. Christian Junge, ist am 17. Februar 2025 im Alter von 59 Jahren „plötzlich und unerwartet“ gestorben, wie es auf der Internetseite der Kammer heißt. Jung war seit 2015 Präsident der Kammer und am 1.Juli 2023 für eine dritte Amtszeit gewählt worden – als erster Präsident in der mehr als 30-jährigen Geschichte der Kammer.
Junge war als Zahnarzt in eigener Praxis in Friedrichroda im Thüringer Wald niedergelassen – die Praxis führte er bereits in dritter Generation. Über die Jahre seiner Präsidentschaft war es gelungen, Vorstand und Kammerversammlung zu verjüngen.
Er war ein treibender Part der Zusammenarbeit der Heilberufe sowohl in Thüringen als auch aktiv in der Zusammenarbeit der zahnärztlichen Standesvertretungen in Mitteldeutschland, die alle mit fehlendem Berufsnachwuchs, Überalterung des Berufsstands und dünner werdender Versorgung in der Fläche kämpfen. So war in Thüringen erst im Sommer 2024 eine Landzahnarztquote beschlossen worden, seit 2023 gab es eine Niederlassungsförderung des Landes für Zahnarztpraxen und kieferorthopädische Praxen.
Zudem gab es Projekte in der Zusammenarbeit zum Beispiel mit der Zahnärztekammer Sachsen in der Modernisierung der Kammer- und Verwaltungsarbeit mit einer gemeinsamen Verwaltungssoftware, wie das Thüringer Zahnärzteblatt in seiner Ausgabe 1-2/25 berichtet.
„Nicht zu füllende Lücke“
„Der viel zu frühe Tod von Christian Junge hinterlässt eine nicht zu füllende Lücke“, bekräftigt Dr. Ralf Kulick, Vizepräsident der Landeszahnärztekammer Thüringen. „Wir Zahnärztinnen und Zahnärzte verlieren mit ihm einen kompetenten Kollegen. Seine Patienten verlieren einen Zahnarzt mit Leib und Seele und mit hohem ärztlichen Ethos. Die Zahnärzteschaft verliert einen leidenschaftlichen Standespolitiker und engagierten Streiter für Freiberuflichkeit und Patientenwohl“, würdigt Kulick den Verstorbenen im Im Nachruf der Landeszahnärztekammer Thüringen.
„Christian Junge war ein unermüdlicher Kämpfer für die Freiheit und die Eigenverantwortung unseres Berufsstandes. Konsequent trat er gegen Staatsmedizin, Bürokratie und Überregulierung auf“, so Kulick. „Mit Dankbarkeit und hoher Wertschätzung erinnern wir uns an einen besonders verdienstvollen Kollegen. Wir Thüringer Zahnärztinnen und Zahnärzte werden Christian Junge ein ehrendes Andenken bewahren.“
Vizepräsident Dr. Ralf Kulick übernimmt Amtsgeschäfte
Bis zur Nachwahl eines Kammerpräsidenten übernehme Vizepräsident Dr. Ralf Kulick die Amtsgeschäfte. „Der 62-jährige angestellte Zahnarzt aus Jena gewährleistet damit die Kontinuität und Stabilität der Kammer in politisch unruhigen Zeiten“, so die Kammer.
In Leipzig und Erfurt studiert
Christian Junge studierte Zahnmedizin an der Universität Leipzig und der Medizinischen Akademie Erfurt. Seit 1997 führte er in dritter Generation eine Zahnarztpraxis im thüringischen Kurort Friedrichroda, die in ihrem über 100-jährigen Bestehen ein Kaiserreich, den Nationalsozialismus und eine sozialistische Diktatur als selbstständige Praxis überstanden hat.
Im Jahr 2003 wurde Christian Junge erstmals in die Kammerversammlung, das höchste Parlament der Thüringer Zahnärzteschaft, gewählt. Seit 2015 leitete er die Landeszahnärztekammer Thüringen als Präsident. Zwei weitere Male wurde er im Amt bestätigt – zuletzt 2023 für die Wahlperiode bis 2027. Bereits jetzt war Junge der am längsten amtierende Präsident in der Geschichte der Kammer.
Für Menschen mit Beeinträchtigungen stark gemacht
„Auch als langjähriger Vorsitzender der Kreisstelle Gotha, Vorstandsmitglied der Kammer und Mitglied der Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Thüringen setzte er sich für die Interessen der Zahnärzteschaft ein. Darüber hinaus wirkte er in vielfältigen Gremien, Verbänden und wissenschaftlichen Fachgesellschaften für den Berufsstand. Als Vorstandsmitglied der Bundeszahnärztekammer und als Vorsitzender ihres Ausschusses für Inklusive Zahnmedizin waren Christian Junge die Belange von Menschen mit Beeinträchtigungen ein besonderes Herzensanliegen“, so die Kammer.
In den vergangenen Jahren habe er die Thüringer Zahnärzteschaft mit Weitblick und Augenmaß durch die Corona-Pandemie und immer größere bürokratische Auflagen geführt, die alle derzeit über 1.100 Zahnarztpraxen im Land vor enorme Herausforderungen stellten. Nicht zuletzt wurde sein Bemühen für den zahnärztlichen Nachwuchs und den Erhalt möglichst vieler Praxisstandorte in allen Regionen Thüringens immer wichtiger.
Noch auf dem Neujahrsempfang der Zahnärzteschaft in Berlin Ende Januar 2025 nutzte Junge die Gelegenheit zum intensiven Austausch mit Politik, Standespolitik, Wissenschaft und Presse. Die Zahnärzteschaft verliert mit Dr. Christian Junge einen engagierten Vertreter ihrer Interessen über den Freistaat Thüringen hinaus. (MM)
Aktualisiert am 20. Februar 2025, 11.20 Uhr, um die Informationen aus dem offiziellen Nachruf der LZKTh. -Red.