Auf seiner dreitägigen Hauptversammlung in Bonn vom 7. bis 9. Oktober 2021 in Bonn und auf einer Pressekonferenz am 13. Oktober 2021 diskutierte und präsentierte der Freie Verband Deutscher Zahnärzte seine politischen Ziele und die eigene Arbeit. Zudem legte der Geschäftsführende Bundesvorstand eine Bilanz seiner Arbeit vor und wählten die Delegierten am 9. Oktober einen neuen, verkleinerten Vorstand.
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Task-Force zur GOZ mit BZÄK und KZBV
Schrader hatte in seinem Bericht erneut auf die mangelnde Berücksichtigung und Wahrnehmung der Zahnärzteschaft durch die Politik in der Corona-Pandemie rekurriert, die dann aber durch die politischen Verhandlungen der Selbstverwaltung erreichten positiven Regelungen gewürdigt. Er hob zudem auf die besondere Bedeutung der Freiberuflichkeit ab, für die sich der Verband gerade in Zeiten von Investoren-MVZ stark machen werde. Zudem gelte es, den Berufsnachwuchs zu fördern und zu stärken.
Der Bericht spiegelte auch die angestrebte neue Verbandsarbeit wider, indem Schrader die Projektgruppen wie Europa – dargestellt von Dr. Jeannine Bonaventura – und das Studierendenparlament (StuPa) die Ergebnisse ihrer Arbeit direkt vorstellen ließ. Das Thema „Green Dentistry“ (der FVDZ hat sich das Logo eintragen lassen), vorangetrieben vor allem vom StuPa, sei mit dem Oberbegriff „Nachhaltigkeit“ aktuell ein Türöffner für Gespräche mit Europapolitikern, so Bonaventura. Die Europa-Gruppe berichtet über ihre Arbeit inzwischen auch in einem eigenen Podcast. Trotz dieser Wirkung gelang es nicht, das Thema Nachhaltigkeit/Green Dentistry als weiteres politisches Ziel der Verbandsarbeit zu verankern – beschlossen wurde nur, das Logo an Unternehmen zu vermarkten, die Nachhaltigkeitskriterien erfüllen.
StuPa bundesweit und international aktiv
Der Vorstand des rund 35 Köpfe zählenden StuPa, dem auch Konstantin Schrader, der Sohn des FVDZ-Bundesvorsitzenden angehört, berichtete zudem, dass es ihm gelungen sei, im Ende September 2021 in Köln anlässlich der IDS neu gewählten Vorstand des Bundesverbands der Zahnmedizinstudierenden (BdZM) mehrere Vorstandsposten zu besetzen. Mitglieder des StuPa sind zudem in fast allen Zahnmedizin-Fachschaften in Deutschland vertreten. Auch in der internationalen Vereinigung der Zahnmedizinstudierenden (IADS) sind Mitglieder des FVDZ-StuPa in den Vorstand gewählt.
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Förderung der Freiberuflichkeit und des Nachwuchses
Ein wichtiges Thema des Verbands ist die Förderung der selbstständig niedergelassenen freiberuflich tätigen Zahnärztinnen und Zahnärzte. Diesem Ziel soll die Deutsche Zahnärztegenossenschaft (DGZ) dienen. FVDZ-Mitglieder sollen von der dort gebündelten Kompetenz der darin zusammengeschlossenen Unternehmen für ihre Praxisarbeit profitieren. Ziel sei es, die Wettbewerbsverzerrungen durch Großstrukturen und Investoren-MVZ auszugleichen. Die Freiberuflichkeit, die Förderung des Berufsnachwuchses, die Ermutigung und Stärkung der Niederlassung in eigener Praxis sei eines der vordringlichen Ziele des Verbands, betonten Schrader und seine Vorstandsmitglieder auch im Pressegespräch.
Neues Beitragsmodell – Probleme mit der Demographie
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Grundsätzlich hat der Verband aufgrund der demografischen Entwicklung – wie im Berufsstand ist auch die Mehrheit der Mitglieder 50 Jahre und älter – allerdings ein wachsendes Einnahmenproblem, da immer mehr aktive zahlende Mitglieder in den Ruhestand gehen. Dies wird auch nicht durch die steigende Zahl studentischer Mitglieder ausgeglichen, da diese bis zum Eintritt ins Berufsleben beitragsfrei bleiben und mit Ende des Studiums zu wenige von ihnen in die beitragspflichtige Mitgliedschaft wechseln.
Offen blieb erneut das Thema Haushalt, das wegen des hohen Defizits schon im vergangenen Jahr bei der virtuellen HV zu Diskussionen und im Vorfeld zu Unmut unter den Landesverbänden und Delegierten geführt hatte. Zwar war der Tagesordnungspunkt Haushalt auf Antrag aus dem Landesverband Westfalen-Lippe schon vor die Neuwahl des Vorstands gezogen worden. Allerdings entlasteten die Delegierten den bisherigen Vorstand trotz des anhaltend hohen Defizits und stimmten mit Mehrheit auch dem vorgelegten neuen Haushalt zu.
Verbandsausschlussverfahren abgeschlossen
Außerdem stimmten die Delegierten dem Antrag aus dem Landesverband Rheinland-Pfalz zu, den früheren Vorstandsvorsitzenden der KZV Rheinland-Pfalz, Dr. Peter Matovinovic, aus dem Verband auszuschließen. Der entsprechende Tagesordnungspunkt wurde am Freitagabend vorgezogen und in kürzester Zeit abgewickelt. Hintergrund war, dass Matovinovic in der KZV und in der KZBV unter anderem an Strategien zur Abwehr von Fremdinvestoren in der ambulanten zahnärztlichen Versorgung mitgearbeitet hatte, während die Eigentümer der Berufsausübungsgemeinschaft, in der er als Minderheitsgesellschafter tätig war, mit einer Fremdinvestorengruppe über den Verkauf der Praxis verhandelten. Matovinovic hatte dies und den daraus resultierenden möglichen Interessenkonflikt bei KZV und KZBV nicht offengelegt und sah sich nach Bekanntwerden dieses Umstands mit scharfer Kritik bis hin zu persönlichen Angriffen auf allen Ebenen konfrontiert. Er ist inzwischen nicht mehr als KZV-Vorstandsvorsitzender tätig.
Neuer, verkleinerter Vorstand gewählt
Am letzten Tag seiner Hauptversammlung wurde der neue Geschäftsführende Bundesvorstand (GV) gewählt. Der Bundesvorsitzende Harald Schrader aus Schwarzenbek (Schleswig-Holstein) wurde mit großer Mehrheit für weitere zwei Jahre im bestätigt. Für Schrader ist es die vierte Amtsperiode. An seiner Seite werden als stellvertretende Bundesvorsitzende künftig Dr. Gudrun Kaps-Richter, Heilbronn (Baden-Württemberg), und Dr. Christian Öttl, München (Bayern), agieren. Dr. Peter Bührens hatte nicht erneut kandidiert. (Er wurde am 13. Oktober 2021 von der konstituierenden Kammerversammlung in Warnemünde zum neuen Vizepräsidenten der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern gewählt.)
Dem nun verkleinerten Vorstandsteam gehören außerdem als Beisitzer an: Dr. Jeannine Bonaventura, St. Wendel (Saarland), für die Ressorts „Europa“ und „Studierende“, Priv. Doz. Dr. Thomas Wolf, Bern (Schweiz), für das Ressort „Wissenschaft“, Dr. Frank Wuchold, Erfurt (Thüringen), für das Ressort „Ökonomie“ und Drs. (NL) Hub van Rijt (Nordrhein) für das Ressort „Haushalt“. Als „Neuer“ im BV wurde Dr. Kai-Peter Zimmermann, Worms (Rheinland-Pfalz), für das Ressort „Digitalisierung und IT“ gewählt. Darüber hinaus bestätigten die Delegierten Dr. Konrad Koch (Westfalen-Lippe) mit großer Mehrheit als Versammlungsleiter.
Dr. Marion Marschall, Berlin