Die Medizinischen und Zahnmedizinischen Fachangestellten (MFA/ZFA) machen am 8. September 2023 in einer Protestaktion erneut auf ihre schwierige Situation aufmerksam und fordern von der Politik mehr Anerkennung und Wertschätzung – und gesetzliche Vorgaben für die Vergütung ärztlicher und zahnärztlicher Leistungen, die auch angemessene Gehälter für das Fachpersonal berücksichtigen.
Gerade das ist mit der Budgetierung durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz nicht möglich: Den Praxen werden die erbrachten Leistungen nicht vollständig vergütet, neue Leistungen wie die neue PAR-Richtlinie sind im Budget nicht berücksichtigt. Sylvia Gabel, Referatsleiterin ZFA im Verband medizinischer Fachberufe e.V. ( vmf) – der zur Protestaktion am 8. September aufruft –, macht im folgenden Gastbeitrag für Quintessence News aus Sicht der ZFA und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Praxen deutlich, wo es brennt:
Arbeiten im Niedriglohnbereich
Eine Protestaktion soll auf Ungerechtigkeiten aufmerksam machen und Veränderungen bewirken. Auch unseren Berufsgruppen widerfährt täglich Ungerechtigkeit. Denn obwohl wir sämtliche Anforderungen in einer Zahnarztpraxis erfüllen, arbeiten wir im Niedriglohnbereich. Tarifverhandlungen gibt es nur mit wenigen Kammern, und auch diesen ist scheinbar nicht bewusst, dass wir das von uns geforderte Gehaltsplus auch wert sind. Die aktuellen Tarifverhandlungen jedenfalls sind ohne Ergebnis vertagt worden.
Auch gesellschaftlich fehlt die Anerkennung
Auch gesellschaftlich fehlt die Anerkennung für die Leistungen der ZFA. Dass wir mit unserer Arbeit wesentlich zur Patientensicherheit beitragen, wird nicht wahrgenommen. Auch aus diesem Grund verlassen immer mehr Kolleginnen und Kollegen diesen schönen, anspruchsvollen Beruf. Der Fachkräftemangel wird sich noch bemerkbarer machen. Aber anscheinend wird das hingenommen.
Wenn unfaire oder politisch falsche Entscheidungen getroffen werden, kann eine Protestaktion dazu dienen, diese Entscheidungen zu hinterfragen und nach alternativen Lösungen zu suchen. Das GKV-FinStG ist eine absolute Fehlentscheidung der Gesundheitspolitik und schadet den Patienten, die zum Beispiel an einer Parodontitis erkrankt sind.
Fehlende Behandlung bedeutet steigende Folgekosten
Eine fehlende Behandlung bedeutet letztendlich Zahnverlust, weniger Lebensqualität, schlechtere Allgemeingesundheit – und steigende Folgekosten für die Gesellschaft und somit für jeden Einzelnen. Wird die Gefährdung der Mundgesundheit in Deutschland nicht gestoppt, wird man Deutsche im Ausland künftig an fehlenden Zähnen erkennen.
Weniger Praxiseinkommen gefährdet Versorgung und Arbeitsplätze
Die Budgetierung bedeutet aber auch, dass Zahnarztpraxen weniger einnehmen werden. Weniger Praxiseinkommen führt zur Gefährdung der Arbeitsplätze unserer Kolleginnen und Kollegen und gefährdet die ambulante zahnärztliche Versorgung. Ein Teufelskreis, mit dem ein funktionierendes System gegen die Wand gefahren wird!
Deshalb ist es enorm wichtig, dass alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber gemeinsam am 8. September 2023 in Berlin laut mit uns protestieren. Patienten sind herzlich willkommen, denn sie sind von der Budgetierung und Kürzung direkt betroffen.
Sylvia Gabel, Referatsleiterin ZFA im Verband medizinischer Fachberufe e. V.
Lesen Sie auch den Gastbeitrag von Hannelore König, Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe (vmf): „Wir brauchen dringend eine Fachkräftestrategie“ zur Protestaktion am 8. September 2023 in Berlin.