Erstmals waren unter den Existenzgründern 2019 mehr Zahnärztinnen als Zahnärzte. 51 Prozent der jungen Zahnmediziner, die sich in einer Praxis niedergelassen haben, waren Frauen. Das zeigt die aktuelle Existenzgründeranalyse der ApoBank.
Unter den zahnmedizinischen Studierenden sind Frauen bereits seit Jahren in der Mehrheit. Die in Praxen angestellten Zahnärztinnen kommen inzwischen bereits auf einen Anteil von über 60 Prozent. So war es nur eine Frage der Zeit, bis dieser Trend auch bei zahnärztlichen Existenzgründungen ankommen würde: 2019 haben sich mit 51 Prozent erstmals mehr Frauen als Männer niedergelassen. Das zeigt der Geschlechtervergleich aus der jüngsten Analyse der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (ApoBank) zu den Existenzgründungen bei Zahnärzten.
Anteil der Gründerinnen vergrößert sich langsam, aber stetig
„Damit bleiben Zahnärztinnen bei den Niederlassungen zwar immer noch unterproportional vertreten, doch die Entwicklung verdeutlicht, dass sich der Anteil der Gründerinnen langsam aber stetig vergrößert“, sagt Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik bei der ApoBank. „Wir wissen, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Privatem generell bei vielen Heilberuflern ein wichtiges Kriterium für die Lebensentwürfe ist, insbesondere auch bei Frauen. Und gerade das ist in einer eigenen Praxis durchaus möglich, schon durch die größere Freiheit bei der Gestaltung des Arbeitsalltags.“
In den östlichen Bundesländern, wo der Anteil der Frauen unter den Praxisinhabern historisch bedingt immer schon höher war als in den westlichen Bundesländern, sind auch jetzt zwei Drittel der Praxisgründer weiblich. Auch im Norden, in Niedersachsen, Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein, gründen oder übernehmen laut Auswertung der Analyse mit 62 Prozent fast zwei Drittel Zahnärztinnen eine Praxis.
Einzelpraxis bevorzugt, Kooperationsquote niedrig
Insgesamt zeigen die Ergebnisse der ApoBank-Analysen seit Jahren, dass sowohl Frauen als auch Männer die Einzelpraxis für ihren Start in die Existenzgründung eindeutig bevorzugen. Die Kooperationsquote fiel 2019 bei Frauen mit 27 Prozent und bei Männern mit 29 Prozent ähnlich gering aus.
Die Zahl der Existenzgründer bei Zahnärzten ist seit Jahren recht stabil. Am häufigsten sind Praxisübernahmen, Neugründungen sind eher seltener und nach wie vor am teuersten. Wie viel Existenzgründer investieren, hängt von vielen Faktoren ab – die Kaufpreise bei Übernahme stagnieren allerdings.
Kleinere Praxen von Zahnärztinnen bevorzugt
Unterschiede gibt es nach wie vor bei den Praxisinvestitionen: 2019 gaben Zahnärztinnen, die sich durch Übernahme in einer Einzelpraxis niedergelassen haben, im Durchschnitt 318.000 Euro aus. Männer investierten mit durchschnittlich 392.000 Euro knapp ein Viertel mehr. Die Differenz kommt vor allem deswegen zustande, weil Frauen häufig kleinere Praxen mit niedrigeren Kaufpreisen übernehmen, so die Analyse. Sie zahlten im Schnitt 144.000 Euro, also gut 31 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen mit 210.000 Euro. Zudem sind die Kaufpreise in den östlichen, aber auch in den nördlichen Bundesländern niedriger als zum Beispiel im Süden Deutschlands.
Investitionen in Modernisierung ähnlich hoch
Bei den Investitionen in die Modernisierung und Ausstattung der übernommenen Praxis lagen dagegen beide Geschlechter fast gleich auf: Frauen investierten mit 174.000 Euro nur geringfügig weniger als Männer mit 182.000 Euro. „Diese Präferenzen beobachten wir seit Jahren“, sagt Zehnich. „Frauen starten häufig mit kleineren Praxen. So haben sie mehr individuellen Freiraum und die finanziellen Verbindlichkeiten sind überschaubarer. Trotzdem ist auch bei vielen Existenzgründerinnen in den letzten Jahren eine Bereitschaft zu höheren Praxisinvestitionen zu erkennen.“
Frauen gründen grundsätzlich später
Die Familienplanung ist sicherlich auch ein Grund, warum Zahnärztinnen sich meist später als ihre männlichen Kollegen niederlassen: 2019 betrug der Unterschied im Schnitt gut ein Jahr. Ein genauer Blick auf die Altersverteilung lässt erkennen, dass sich bei den Männern mehr als die Hälfte (54 Prozent) noch bis zum 35. Lebensjahr in einer Zahnarztpraxis niederließ, bei den Frauen waren es bis zu diesem Zeitpunkt nur 39 Prozent.
Individuelle Unterstützung
„Uns ist bewusst, dass sich gerade junge Zahnärztinnen individuelle und maßgeschneiderte Unterstützung auf dem Weg in die eigene Praxis und während der Selbständigkeit wünschen“, so Zehnich. „Gerade als Standesbank wollen wir hier jungen Heilberuflern, die eine Existenzgründung erwägen, aber sich nicht so richtig trauen, zur Seite stehen. Hierzu erproben wir innovative Lösungen und haben gemeinsam mit der Zahnärztlichen Abrechnungsgenossenschaft eG die erste Zahnpraxis der Zukunft in Düsseldorf eröffnet. Sie bietet die Möglichkeit, Selbständigkeit auszuprobieren und Kenntnisse in moderner Praxisführung aufzubauen, ohne direkt die finanzielle Belastung eines Praxiskaufes auf sich zu nehmen.“ Mehr zur Zahnpraxis der Zukunft unter www.zpdz.de
Der Analyse 2019 lag eine Stichprobe von rund 500 durch die apoBank begleiteten zahnärztlichen Existenzgründungen zugrunde. Die Daten wurden anonymisiert und gemeinsam von apoBank und dem Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) ausgewertet. Mehr Ergebnisse zu den Existenzgründungen bei Zahnärzten im Jahr 2019 und die gesamte Auswertung gibt es hier.