Wie funktioniert das mit der geforderten Telematikinfrastruktur in der Praxis? Das sollte vor dem sogenannten Rollout in zwei Testregionen unter wissenschaftlicher Begleitung ausprobiert werden. Am Ende kam nur eine Testregion mit 500 Praxen zustande, in der von September 2016 bis Juli 2017 die erste Anwendung, der Versichertenstammdatenabgleich (VSDM), getestet wurde. Die Ergebnisse liegen erst jetzt vor – nach Start des Rollouts in den Arzt- und Zahnarztpraxen.
Die „Ärzte-Zeitung“ berichtete Anfang März 2018 über die Ergebnisse der vom Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg im Auftrag der Gematik durchgeführten Evaluation. Zur Installation heißt es aus den 500 Testpraxen, dass gut 41 Prozent die Installation nicht als störend für den Praxisbetrieb beurteilten. Gut ein Drittel berichtete, das die technische Umstellung Störungen verursacht habe.
Auch Vorteile für die Praxen
Insgesamt zeigten sich aber 60 Prozent mit dem Versichertenstammdatenabgleich zufrieden, etwa ebenso viele Praxen sahen darin auch für sich und nicht nur für die Krankenkassen Vorteile. Immerhin etwas mehr als 83 Prozent erklärten, sie könnten jetzt leichter feststellen, ob eine vorgelegte elektronische Gesundheitskarte auch gültig sei. Und die Hälfte der Teilnehmer war der Meinung, dass die Anbindung an die TI in ihrer Praxis zu einer besseren Datenqualität führe.
Mehr Aufwand, weil Patienten mit alten Karten kommen
Der Zeitaufwand für den VSDM hängt davon ab, ob die Karte nur eingelesen werden muss. Das dauerte im Schnitt 3,2 Sekunden, so der Bericht. Mussten zusätzlich die Daten des Versicherten geändert werden, dauerte dies im Schnitt 6,5 Sekunden, wie die Forscher gemessen haben.
Mehraufwand an der Rezeption wurde allerdings von 44,8 Prozent der Praxen angegeben – auch, weil Patienten nicht verstanden hätten, warum ihre Karte zum Beispiel ungültig war, neue Daten erfasst werden mussten oder mit der Kasse der Versichertenstatus telefonisch geklärt werden musste. Gezeigt habe sich auch, dass noch sehr viele alte, für das Verfahren ungültige Karten im Umlauf sei und die Patienten nicht darüber informiert seien, dass sie jetzt die neuen Karten benötigten. Hier wünschten sich die Testpraxen laut „Ärzte-Zeitung“ mehr Unterstützung von den Krankenkassen. Die Forscher ermittelten in einer parallelen Umfrage bei den Versicherten, dass nur rund 37 Prozent schon von diesem neuen Datenabgleich wussten.
Noch nicht technisch ausgereift
Für wirklich technisch ausgereift hielten viele Praxen die neue TI allerdings noch nicht, in Stichprobenbefragungen wurde von häufigeren Systemabstürzen oder „einfrierender“ Software berichtet. Trotzdem gaben 61 Prozent der Testpraxen an, dass sie sich vorstellen könnten, auch weitere TI-Anwendungen zu nutzen. Und 30 Prozent sagten, dass die Arbeitsabläufe zur Patientenanmeldung jetzt schneller liefen.