Im Rahmen der DG-Paro-Jahrestagung informierte Univ.-Prof. Dr. med. dent. James Deschner mit seinem Vortragsthema „An jedem Zahn hängt auch ein Mensch“ auf dem Symposium von Johnson & Johnson über parodontale Erkrankungen und lokale wie systemische Folgen für den Patienten.
Parodontitis ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des Parodonts, die durch Knochen- und Attachmentverlust gekennzeichnet ist und unbehandelt zu Zahnausfall führen kann. Da parodontalpathogene Mikroorganismen und Entzündungsmoleküle über die gingivalen Blutgefäße in die systemische Zirkulation gelangen können, ist es nicht verwunderlich, dass Parodontitis mit zahlreichen Erkrankungen des Gesamtorganismus, zum Beispiel Diabetes mellitus, Herzinfarkt, Schlaganfall und rheumatoider Arthritis, assoziiert ist. Interventionsstudien, das heißt Studien, in denen eine Erkrankung therapiert und nachfolgend der Effekt auf eine andere Erkrankung untersucht wurde, haben gezeigt, dass tatsächlich „kausale“ Zusammenhänge zwischen parodontalen und systemischen Erkrankungen bestehen. Durch eine effektive Parodontitistherapie können zum Beispiel die glykämische Einstellung bei Typ 2-Diabetes, die Arthritisaktivität und die Endothelfunktion verbessert werden. Andererseits tragen Systemerkrankungen, zum Beispiel Diabetes mellitus, Adipositas, rheumatoide Arthritis, Osteoporose und neurodegenerative Erkrankungen, auch zu einem erhöhten Risiko für Parodontitis bei.
Alternde Gesellschaft
In einer alternden Gesellschaft werden die Interaktionen zwischen Parodontitis und Erkrankungen des Gesamtorganismus eine immer größere Rolle spielen und wichtige Implikationen für die Anamneseerhebung, Aufklärung, Diagnostik und Therapie der parodontal-erkrankten Patienten haben. Aufgrund der kausalen Zusammenhänge zwischen parodontalen und systemischen Erkrankungen kommt auch der Parodontalprophylaxe eine besondere Bedeutung zu. Zahlreiche Studien belegen, dass die Mundhygiene (Zahnputzfrequenz, Interdentalraumpflege) bei Patienten mit Diabetes mellitus oder anderen systemischen Erkrankungen sowie bei Schwangeren unbefriedigend ist. Andererseits lassen sich durch adjuvante Verwendung von Mundspüllösungen die parodontalen Parameter und der HbA1c-Spiegel bei parodontal-erkrankten Diabetikern verbessern. Des Weiteren reduziert ein verbessertes Mundhygienebewusstsein des Patienten (zum Beispiel häufigeres Zähneputzen, Interdentalraumpflege, reguläre Zahnarztbesuche) das Risiko für zukünftige kardiovaskuläre Vorfälle. Das Symposium widmet sich den Interaktionen zwischen parodontalen und systemischen Erkrankungen und soll verdeutlichen, dass durch parodontale Prophylaxe und Therapie sowohl die Mundgesundheit als auch die Allgemeingesundheit gefördert werden.
Titelbild: Prof James Deschner, Bild: privat