T-Systems verändert wie schon erwartet seine Strategie in der Telematikinfrastruktur und bietet künftig keine Konnektoren mehr an. Praxen, die über einen Konnektor von T-Systems an die TI angebunden sind, sollen in der zweiten Jahreshälfte 2020 mit einem neuen Konnektor der Firma Secunet ausgerüstet werden. Das teilt die Gematik jetzt mit.
Mit einem Konnektoraustausch werde T-Systems die Anbindung von Leistungserbringern an die Telematikinfrastruktur langfristig sicherstellen, heißt es. Für den Hardwareaustausch habe T-Systems nach eigenen Angaben eine Partnerschaft mit dem Hersteller Secunet abgeschlossen.
Kundenbetreuung durch T-Systems bleibt
Die Austauschkonnektoren werden das Branding „provided by T“ tragen. „Die angeschlossenen Leistungserbringer bleiben weiterhin Kunden von T-Systems. Auch an der Kundenbetreuung ändert sich laut T-Systems nichts. Das Unternehmen betont, dass alle Verträge erfüllt würden“, heißt es in der Meldung der Gematik.
T-Systems begründet den Austausch in Kooperation mit Secunet laut Gematik mit einem Strategiewechsel. Das Unternehmen werde sich künftig auf die Entwicklung von Software-Lösungen zur Anbindung an die Telematikinfrastruktur konzentrieren.
Je nach Austauschzeitpunkt und Vertrag könnten die Konnektoren bereits in der dann von der Gematik zugelassenen neusten Version mit den Fachmodulen Notfalldaten-Management (NFDM) und elektronischer Medikationsplan (eMP) bereitgestellt werden, so die Gematik.
KZBV sieht Gematik und T-Systems in der Pflicht
Dr. Karl-Georg Pochhammer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung und im Vorstand für die TI zuständig, formuliert die Position der Vertragszahnärzteschaft in dieser Sache eindeutig. Auf Anfrage von Quintessence News erklärte er: „Wir wissen derzeit auch noch nicht mehr, als in der entsprechenden Pressemitteilung der Gematik stand. Eine gesonderte Regelung zu einem solchen Fall in der Finanzierungsvereinbarung gibt es nicht. Aus unserer Sicht muss T-Systems den Konnektor für die Praxis völlig kostenneutral austauschen. Den entstehenden Aufwand für die Praxen sehen wir genauso kritisch wie die KBV. Es geht ja nicht nur um die Kosten, sondern wir vermuten, dass der Austausch der Mehrzahl der Praxen ohne Unterstützung nicht – oder nicht in vertretbarer Zeit – gelingen wird. Ein solches Szenario lehnen wir daher grundweg ab! Die Gematik soll in der nächsten Gesellschafterversammlung aufgefordert werden, in dieser Richtung noch einmal auf T-Systems einzuwirken – falls die Sitzung angesichts der Coronakrise überhaupt in absehbarer Zeit stattfindet. In Zahnarztpraxen haben wir in etwa 20 Prozent der Praxen T-Systems-Konnektoren – in Westfalen-Lippe nahezu flächendeckend. Es ist also in der zahnärztlichen Versorgung kein Einzelfallproblem."
KBV: Praxen jetzt nicht zusätzlich belasten
Vonseiten der Ärzteschaft wird angemahnt, dass der Austausch nicht zulasten der Praxen gehen dürfe. Der Zeitpunkt für einen Gerätetausch sei angesichts der aktuellen Coronavirus-Situation und der extrem starken Belastung der Praxen denkbar ungünstig, kritisierte KBV-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Kriedel. Er warnte vor negativen Folgen für die Praxen.
„Der laufende Betrieb darf so wenig wie möglich gestört werden. Vor diesem Hintergrund muss ein zeitlicher Vorlauf von T-Systems bei der Umsetzung eingeplant werden. Hier steht der Hersteller in der Verantwortung“, betonte Kriedel.
Keine Mehrkosten, kein Mehraufwand
Auch die Kostenfrage müsse geklärt werden: „Der Austausch der Geräte einschließlich Installation und technischem Support muss für Ärzte und Psychotherapeuten kostenfrei sein und darf nicht zu einem Mehraufwand in den Praxen führen.“ Dazu gehöre auch, dass T-Systems genügend Techniker in die betroffenen Praxen schicke, die die notwendigen Installationen vornehmen. „Das darf nicht dem Arzt aufgebürdet werden“, erklärte Kriedel weiter.
Aktualisiert am 17. März 2020, 12.20 Uhr, um das Statement von Dr. Pochhammer/KZBV. -Red.